Vor dem Kopenhagener Klimagipfel: Sarkozy und Lula starten Offensive

Die Präsidenten von Frankreich und Brasilien versprechen, den Ausstoß der Treibhausgase bis 2050 zu halbieren. Lula will dafür vor allem die Rodungen des Regenwaldes reduzieren

Lulas Versprechen: Dieses Bild soll seltener werden. Bild: dpa

PORTO ALEGRE taz Brasilien und Frankreich versuchen, Bewegung zu bringen in den stockenden Vorbereitungsprozess für den Weltklimagipfel, der im Dezember in Kopenhagen stattfindet. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und sein brasilianischer Amtskollege Luiz Inácio Lula da Silva haben sich am Wochenende zur Minderung der CO2-Emissionen um 50 Prozent bis zum Jahr 2050 bekannt. Sie kündigten auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in Paris an, sie würden selbst nach Kopenhagen reisen, um die Staatengemeinschaft von ambitionierten Maßnahmen zu überzeugen.

Lula erklärte, man müsse verhindern, dass die USA und China die Klimapolitik bestimmen. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Präsidenten Obama und Hu Jintao ein Abkommen treffen, das nur von den politischen und wirtschaftlichen Realitäten ihrer Länder ausgeht." In Kopenhagen müsse die Verantwortung für die gesamte Menschheit im Mittelpunkt stehen, "für Reiche und Arme, für Nord und Süd". In der dänischen Hauptstadt treffen sich im Dezember Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer, um über ein Klimaschutzabkommen zu beraten. Bisher haben nur wenige Staaten Maßnahmen zugesagt. Ende November will Sarkozy als Staatsoberhaupt von Französisch-Guayana zu einem Treffen der Amazonasländer nach Manaus fliegen. Anschließend wird er am Commonwealth-Gipfel in Trinidad teilnehmen, um Australien, Kanada, Neuseeland, Indien, aber auch das anglophone Afrika für Klimaschutz zu gewinnen.

Am Freitag hatte Brasília erstmals Ziele zur Verringerung seiner Treibhausgas-Emissionen genannt. 2020 sollen sie um 36,1 bis 38,9 Prozent unter jenen liegen, die bislang prognostiziert wurden. Das bedeutet eine Reduktion um etwa 15 Prozent im Vergleich zu 2005. Dabei handle es sich um eine "freiwillige" Zusage, betonte Präsidialamtsministerin Dilma Rousseff, die die brasilianische Delegation in Kopenhagen leiten wird. Rousseff, die Regierungskandidatin für Lulas Nachfolge in einem Jahr, stellte aber "nachprüfbare Maßnahmen" in Aussicht.

Mit dieser Ankündigung trete Brasilien reichen Ländern entgegen, die behaupteten, Entwicklungsländer wollten keine Ziele akzeptieren, sagte Paulo Moutinho vom Amazonas-Institut für Umweltforschung in Belén. Wegen der Abholzung des Regenwaldes ist Brasilien der fünftgrößte CO2-Emittent der Welt. Nun sollen die Rodungen bis 2020 um 80 Prozent gemindert werden im Vergleich zum Durchschnittswert von 1996 bis 2005. Brasilianische Umweltgruppen fordern indes "null Entwaldung" bis 2015. Im letzten Jahr wurden 7.000 Quadratkilometer des Amazonas-Regenwaldes vernichtet. Seit 1988 war die Fläche nicht mehr so klein. Regierungskandidatin Rousseff erklärte: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Die Wahrheit ist profaner: Wegen der Weltfinanzkrise war die Nachfrage nach Rindfleisch, Soja und Holz drastisch gesunken. GERHARD DILGER

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