Emissionsarme Kantine in Berlin: Schulspeisung, klimaneutral

In einem Berliner Oberstufenzentrum können Schüler und Lehrer klimaneutral essen. Wenn es nach dem Betreiber geht, soll das Projekt Schule machen.

Fließbandessen soll nun CO2-frei werden. Bild: dpa

BERLIN taz Nach CO2-neutralen Lebensmitteln und Flügen kommt jetzt die CO2-neutrale Mensa. Die erste ihrer Art steht in Berlin, im Oberstufenzentrum (OSZ) Verkehr, Wohnungswirtschaft und Steuern. Schon seit dem vergangenen Jahr kommt bei den Schülern und Lehrern Bioessen auf den Tisch, seit gestern ist der Betrieb auch klimafreundlich - zumindest fast.

"Bio und Klimaschutz müssen für jeden da sein", begründet Mensabetreiber Klaus Helbig seine Entscheidung. Nachdem er sich entschlossen hatte, seinen Betrieb zertifizieren zu lassen, ging alles sehr schnell: Im Februar sprach er auf eine Messe mit einem Zertifizierungsinstitut. Das hat die anfallenden Emissionen von Helbigs Betrieb ermittelt "bis hin zu den Anfahrtswegen der Mitarbeiter" und begleitet künftig das Projekt.

Nun will Helbig anfangen, Emissionen einzusparen, und was nicht eingespart werden kann, durch den Aufkauf von Klimazertifikaten ausgleichen. Rund 600 Euro zusätzlich koste ihn das im Jahr. Eine Summe, die laut Helbig zu klein ist, um sich in den Essenspreisen niederzuschlagen.

Das erste Projekt, in das er mit den Klimazertifikaten investieren will, hat er auch schon gefunden: ein Windkraftwerk im indischen Gujarat. "Die Entscheidung dafür kam mehr so aus dem Bauch raus", erklärt Helbig. Doch sein Bauch scheint ihm Recht gegeben zu haben: Das Projekt basiert auf dem VER-Standard. VER steht für Verified Emission Reduction, ein Label, das auch Projekte im Rahmen des Kioto-Protokolls zertifiziert.

Dass es kein einheitliches Label für die Zertifizierungen gibt, bedauert Helbig. "Das hätte mir meine Auswahl sehr erleichtert." Derzeit gebe es noch eine Reihe von Zertifikaten, und nicht bei allen sei für den Konsumenten sichtbar, nach welchen Standards die Projekte arbeiten, die die Klimazertifikate verkaufen.

Eigentlich, so Helbig, hätte er das Projekt auch gerne zusammen mit der Senatsverwaltung realisiert. "Doch ich wollte es ohne viel Bürokratie machen, schließlich will ich gleich etwas tun und nicht erst in zehn Jahren." Die freute sich zum Auftakt des Projekts nun über das Engagement des Mensabetreibers: Er sei stolz darauf, dass es hier nicht nur Worte, sondern auch Taten gegeben habe, sagte Ludger Pieper von der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung.

Lob gab es auch von der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Bärbel Höhn: "Das ist die erste Kantine überhaupt in Deutschland, die das Zertifikat klimafreundlich bekommt. Sie haben hier eine Vorreiterrolle." Gerade in Zeiten, in denen der CO2-Ausstoß so hoch sei wie nie zuvor und gleichzeitig stark zunehme.

Wenn es nach der Leitung des OSZ geht, soll das Modell von Helbig Schule machen. Das gesamte Gebäude solle in Zukunft klimaneutral sein. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg: "Momentan kann ich an 53 Prozent der CO2-Emissionen nichts ändern, weil sie auf das Gebäude zurückgehen", kritisiert Helbig - und gibt damit den Ball zurück an die Senatsverwaltung. Wenn sie mitspielt, könnte es bald die erste klimaneutrale Schule in Berlin geben.

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