Autobahnbau in Ostdeutschland: Teures Betonband durchs leere Land

Die Verlängerung der A 14 durch die Altmark kommt. Mecklenburg hofft auf einen Aufschwung durch die Trasse. Umweltschützer wollen gegen "jeden Kilometer" klagen.

In der Altmark gibts mehr Spargel- als Verkehrsspitzen. Bild: dpa

Das letzte große Autobahnprojekt in Ostdeutschland ist jetzt formal besiegelt worden. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und die Fachminister der beteiligten Bundesländer Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern unterzeichneten in der vergangenen Woche eine Finanzierungsvereinbarung für die Nordverlängerung der A 14 von Magdeburg Richtung Schwerin. Tiefensee sprach von einem "historischen Ereignis".

Das 155 Kilometer lange Teilstück bis zur A 24 ist jedoch wegen der Kostenexplosion und wegen seiner ökologischen Auswirkungen umstritten. Mit einer durchgängigen Befahrbarkeit wird nicht vor dem Jahr 2020 gerechnet.

Wegen der chaotischen Zustände auf der Bundesstraße 6 war der Anfang des Jahrhunderts fertiggestellte Autobahnabschnitt zwischen Halle und Magdeburg noch einhellig begrüßt worden. Über die prinzipielle Notwendigkeit einer Nordverlängerung durch die dünn besiedelte Altmark und über eine mögliche Trassenführung wurde jedoch von Anfang an gestritten. Die Grünen in Sachsen-Anhalt und Umweltschutzorganisationen halten einen Ausbau bestehender Bundesstraßen für ausreichend. Auch die Linke im Landtag kritisierte bereits im Vorjahr, eine Autobahn mit wenigen Anschlussstellen diene nicht der Erschließung der Altmark, sondern sorge nur "für eine Verstetigung geschwindigkeitsorientierter Lebensweisen".

Beide Parteien verweisen außerdem auf den fortgesetzten Bevölkerungsschwund in der ländlichen Region. Bürgerinitiativen gegen die A 14 werden auch von konservativen Kreisen unterstützt. So trug beispielsweise Waldbesitzer Wilhelm von Carlowitz, ehemaliger Banker und CDU-Landtagsabgeordneter in Sachsen, Tiefensee sein Anliegen persönlich vor. "Die A 14 erbringt keine volkswirtschaftliche Rendite", sagte er.

In Mecklenburg glaubt hingegen Verkehrsminister Volker Schlotmann (SPD), die Standorte Wismar und Rostock würden von der Autobahn "deutlich profitieren". Auch im nördlich von Magdeburg gelegenen Stendal hatten Bürger schon für die Autobahn demonstriert. "Arbeit durch A 14 = Wohlstand und Gesundheit", drückten sie ihre Hoffnungen auf Plakaten aus. Landrat Jörg Hellmuth (CDU) ist mit dem nun geplanten Bautempo unzufrieden.

Denn die A 14 soll als ein "Flickenteppich" realisiert werden, wie die Linksfraktion im Landtag formulierte. Bis 2015 werden zunächst Abschnitte nach Stendal, um Wittenberge und am Schweriner Kreuz entstehen. Das schwierigste Teilstück, die Querung des Mittellandkanals bei Magdeburg, soll erst zum Ende des kommenden Jahrzehnts in Angriff genommen werden.

Die Kosten für die nicht zu den Verkehrsprojekten Deutsche Einheit zählende Autobahn sind mittlerweile von 775 Millionen auf 1,3 Milliarden Euro explodiert. Für den ersten Bauabschnitt werden sie zu 42 Prozent von der EU und zu je 29 Prozent vom Bund und den drei Ländern getragen. Hinsichtlich der weiteren Finanzierung räumte auch Bundesverkehrsminister Tiefensee Unwägbarkeiten ein.

Umweltschützer wie der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) haben bereits angekündigt, "gegen jeden Kilometer der geplanten Trasse" klagen zu wollen.

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