Nach dem Hochwasser in Australien: Überflutungen befördern Klimadebatte

In Australien hat die Suche nach Schuldigen für die Überschwemmungen begonnen. Dabei wird auch um den Einfluss der globalen Erwärmung gestritten.

Die Schuldfrage steht im Raum, so wie das Wasser immer noch auf Australiens Straßen. Bild: dpa

CANBERRA taz | Die Überschwemmung ganzer Stadtteile von Brisbane vor zwei Wochen hätte möglicherweise verhindert werden können. Die Tageszeitung The Australian zitierte am Wochenende nicht namentlich genannte Experten, die erklärten, die Schleusen des Wivenhoe-Damms hinter der Hauptstadt des Bundesstaats Queensland seien "zur schlimmstmöglichen Zeit" geöffnet worden.

Die Behörden hätten den Wasserpegel damit viel zu spät gesenkt. Es gibt jedoch auch andere Stimmen, nach denen der nach den verheerenden Überschwemmung von 1974 gebaute Damm eine größere Katastrophe verhindert haben soll. Die Regierung von Queensland hat inzwischen eine Untersuchung eingeleitet.

Damit hat die Suche nach Verantwortlichen für die Katastrophe begonnen, die bis zu 30 Menschen das Leben gekostet hat. Ökonomen rechnen mit einem Gesamtsachschaden von bis zu 30 Milliarden australischen Dollar (knapp 22 Milliarden Euro). 90.000 Kilometer Straßen sind beschädigt, tausende Quadratkilometer Agrarland vorerst unbenutzbar. Die Kohleindustrie kommt nur langsam wieder in Gang, nachdem Dutzende Minen überflutet und Eisenbahnstrecken zerstört wurden.

Der Chef der australischen Grünen, Bob Brown, brachte die Überflutungen mit dem Klimawandel in Verbindung. Für den sei die Kohleindustrie mitverantwortlich, deshalb solle sie sich an den Kosten für den Wiederaufbau beteiligen. Australien ist der weltgrößte Kohleexporteur. Die Konzerne BHP Billiton, Rio Tinto und Xstrata profitieren seit Jahren vom globalen Rohstoffboom. Queensland ist die wichtigste Quelle für Kokskohle für die Stahlherstellung. Bei voller Produktion verschifft Queensland pro Tag Kohle im Wert von 100 Millionen australischen Dollar.

Ein Industriesprecher sagte zu Browns Bemerkung, es sei "unverantwortlich, ohne Beweise einen solchen Zusammenhang herzustellen". Auch die meisten australischen Zeitungen - allen voran die von Rupert Murdoch kontrollierte Boulevardpresse - äußern sich skeptisch bis ablehnend, wenn es um einen Zusammenhang zwischen der Verbrennung von Kohle und globaler Erwärmung geht. Entsprechend wenig fortgeschritten ist die Klimadebatte in Australien. Die konservative Opposition warf Brown vor, die Tragödie politisch auszuschlachten.

Immer mehr Wissenschaftler widersprechen jedoch: Die jüngsten Niederschläge seien das Ergebnis des Wetterphänomens La Niña. Die monsunartigen Regenfälle resultierten aus einer Kombination von einem starken Anstieg der Meeresoberflächentemperaturen im Südpazifik und kühlen Luftströmen über dem Ozean. Dass es immer öfter zu solchen Erscheinungen komme, sei eine direkte Folge der globalen Erwärmung, sagte Will Steffen von der Australian National University. Peter Grace, Professor an der Queensland University of Technology, erklärte, Klimagase würden zur Krise beitragen, "ob es die Leute wahrhaben wollen oder nicht".

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