McPlanet-Kongress: Umweltschützer warnen vor Zeitbombe

Rund 1.700 TeilnehmerInnen drängen beim Kongress der Globalisierungs- und Umweltverbände auf einen ökologischen und sozialen Neustart.

Nutzt die Krise rufen die Experten - sonst nützt das bisschen Windkraft nichts. Bild: dpa

Die Erwartungen an den diesjährigen McPlanet-Kongress waren besonders hoch. Wenn die aktuelle Wirtschaftskrise nicht dazu genutzt werde, entscheidende Schritte für den Klimaschutz in Angriff zu nehmen, werden die Türen für Jahre verschlossen bleiben, warnte Hubert Weiger, der Chef des Umweltverbandes BUND, am Freitag bei der Auftaktveranstaltung. Doch trotz der rund 1.700 TeilnehmerInnen, die diese Einschätzung weitgehend teilten - scheint schon die Mobilisierung schwierig. Nicht umsonst stand die Rolle der Umweltbewegung in Deutschland beim Kongress mehrfach auf der Tagesordnung. Und auch nicht umsonst wurde bei der Abschlussveranstaltung am Sonntag in der ersten Reihe ein Schild hochgehalten: "Predigen für die Konvertierten?"

Drei Tage lang haben VertreterInnen und SympathisantInnen unter anderem von Greenpeace, dem BUND, dem evangelischen Entwicklungsdienst und Attac beim 4. McPlanet-Kongress in Berlin über die Auswirkungen der aktuellen Wirtschafts- und Klimakrise diskutiert. "Die Folgen der gegenwärtigen Krisen treffen diejenigen am härtesten, die nichts zur Verursachung beigetragen haben", kritisierten die McPlanet-Veranstalter in ihrer Abschlusserklärung. Klimaschutz dürfe zugleich aber nicht der Finanzkrise geopfert werden. "Schäden am Finanzsystem sind reparabel - die Folgen der globalen Erwärmung und des Verlusts der Biodiversität sind hingegen unumkehrbar."

Die Umweltschützer forderten die Regierungen vor allem der G-20-Staaten auf, dass die notwendigen Milliarden zur Rettung der Wirtschaft in Bereiche fließen müssten, die gleichzeitig Emissionen, den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung drastisch senkten. "Es verbleiben nur noch wenige Jahre, um ein katastrophales Klimachaos abzuwenden", so die Veranstalter.

"Wir müssen deutlicher und radikaler werden", forderte Wilfried Steen vom Evangelischen Entwicklungsdienst EED auf der Abschlussveranstaltung. Er glaubt, dass durch die Krise auch Menschen erreicht werden könnten, die sich unter anderen Bedingungen nicht für die Themen der Bewegung interessiert hätten. Dafür müsse die Umweltbewegung aber anfangen, "aus ihrer Nische" herauszutreten, ergänzte Martin Prieto von Greenpeace Argentinien. Steen bemängelte, dass es den Verbänden und Aktivisten an einem Universalrezept fehle.

Daniel Mittler, Mitarbeiter der European Climate Foundation, hatte sich zuvor auf einem Workshop die Mobilisierungsunfähigkeit damit erklärt, dass es den Umweltverbänden an Kompetenzen fehle. "Die Mitarbeiter können viele andere wertvolle Dinge", so Mittler, der sich als Privatperson äußerte. Für Mobilisierungen seien sie jedoch nicht eingestellt worden. Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atomkraft-Kampagne X-tausendmal quer, kritisierte auf der gleichen Veranstaltung, dass die radikalen Bewegungen, die es ja durchaus gebe, es verpasst hätten, "in die Bevölkerung hineinzuwirken".

Immerhin einigten sich alle Teilnehmer auf eine Demonstration am 5. September in Berlin gegen Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken. Und auch zum Weltklimagipfel am 12. Dezember in Kopenhagen wolle man gemeinsam mobilisieren.

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