Feinstaubbelastung durch Raketen: Verdrecktes Silvester

Ausnahmsweise sind nicht die Autofahrer schuld. Die Böllerei sorgt für die größte Feinstaubbelastung des Jahres.

Viel Schall und noch mehr Rauch: Feuerwerkskörper an Silvester. Bild: ap

Was ist nicht schon alles gegen das Geknalle an Silvester gesagt worden! Zu teuer, zu laut, zu gefährlich, zu dämlich! Und jetzt sickert nach und nach eine weitere Erkenntnis über die Überflüssigkeit und Schädlichkeit der Tradition durch: Das Feuerwerk führt zur größten Feinstaubbelastung des Jahres.

In Zahlen: In den ersten Stunden des neuen Jahres sind nach Studien des Umweltbundesamtes bis zu 4.000 Mikrogramm Feinstaub in einem Kubikmeter Luft enthalten, vor allem in Ballungsgebieten. Zum Vergleich: Im Jahresdurchschnitt werden 30 bis 40 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter erreicht. Die kleinen Staubpartikel können in den Körper eindringen und zu Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Seit 2005 gilt deshalb europaweit einen Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter im Tagesdurchschnitt, der nicht häufiger als 35-mal im Jahr überschritten werden darf - die Grundlage für diverse Umweltzonen, mit denen die Feinstaub-Emissionen des Straßenverkehrs verringert werden sollen. An Neujahr kommen acht dieser Zonen in Deutschland hinzu.

Die konkrete Feinstaubbelastung an Silvester richtet sich aber nicht nur nach der Menge der abgebrannten Knallkörper, sondern auch nach dem Wetter. Weht der Wind kräftig, kann der Staub aus den Ballungsräumen relativ schnell in die umliegenden Regionen transportiert werden. Das ist in diesem Jahr nicht zu erwarten: Die kalte Hochdruckwetterlage ist stabil und wird nur für schwachen Wind sorgen - die Staubwolke bleibt also über den Städten. Wer sich wirklich vor Feinstaub schützen will, sollte also in der Silvesternacht ganz uncool in der Wohnung bleiben und das Fenster geschlossen halten.

Dort lauern aber schon die nächsten Gefahren: rußende Kerzen, Tischfeuerwerk, Wunderkerzen, möglicherweise ein Kohleofen oder sogar ein offenes Kaminfeuer. Der größte Freund des Feinstaubs ist aber nicht das Feiern, sondern die Faulheit: Glatte Fußböden in Innenräumen - also etwa auch die beliebten abgezogenen Dielen in innerstädtischen Altbauwohnungen oder Estrichböden in Büros - müssen alle drei Tage feucht gewischt werden, um die Feinstaubbelastung erträglich zu halten. Schnöde Teppichböden hingegen absorbieren den Staub. Man sollte sie dennoch regelmäßig saugen. Viel Spaß also beim Putzen und Feiern!

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