Alternativer Nobelpreis: "Wahrer Wandel beginnt von unten"

Die Träger des Alternativen Nobelpreises stehen fest. Geehrt wird unter anderem der nigerianische Umweltschützer Nnimmo Bassey und die nepalesische Organisation SAPPROS.

Ölquelle in Goi Creek, Nigeria. Bild: Friends of the Earth Netherlands

"Wahrer Wandel beginnt von unten: Mediziner, die nicht auf Politiker warten, bevor sie handeln, um unnötiges Leiden im Nahen Osten zu beenden. Arme Dorf-Einwohner, die sich selbst aus der Armut helfen und Umweltbewegungen, die es ermöglichen, dass Opfer ökologischer Zerstörung sich wehren können." So begründete Jakob von Uexküll, Gründer der Alternativen Nobelpreise ("Right Livelihood Award"), die Auswahl der am Donnerstag in Stockholm präsentierten diesjährigen Preisträger. Man wolle damit "Vorbilder präsentieren, deren Arbeit und Engagement weltweit bespielhaft sind".

Die Jury des 1980 gegründeten Preises ehrt mit ihren Preisen und einer Preissumme von zusammen 200.000 Euro in diesem Jahr den nigerianischen Umweltschützer Nnimmo Bassey, "weil er die ökologischen und menschlichen Kosten der Ölforderung aufzeigt und mit seinem Einsatz Umweltbewegungen in Nigeria und der ganzen Welt stärkt". Der studierte Architekt und seine 1993 gegründete Umwltschutz-Organisation "Environmental Rights Action" (ERA), die nigerianische Sektion von "Friends of the Earth", haben es sich zur Aufgabe gemacht, die gewaltigen Schäden anzuprangern, welche internationale Ölkonzerne wie Shell durch die Ölförderung in Nigeria und anderen Staaten Afrikas verursacht haben und verursachen. ERA bietet den von den Umweltschäden Betroffenen auch Rechtshilfe an. Es wird geschätzt, dass allein das im Niger-Delta in den letzten 50 Jahren ausgelaufene Öl in etwas der Grössenordnung der Exxon-Valdez-Katastrophe1989 vor Alaska entspricht, bei der rund 40.000 Tonnen Öl ausgelaufen waren.

Ausgezeichnet wird auch der aus Österreich stammende und seit 1978 in Brasilien lebende Bischof Erwin Kräutler, "für ein Leben, das den Rechten indigener Völker gewidmet ist, und für sein unermüdliches Engagement, den Urwald des Amazonas vor der Zerstörung zu bewahren". Der jetzt 71-jährige war 1980 zum Bischof von Xingu ernannt worden und ist seit 2006 Präsident des "Indigenous Missionary Council" der katholischen Kirche Brasiliens. Er setzte sich dafür ein, dass die Rechte der indigenen Bevölkerung in der Verfassung verankert wurden und ist Gegner des Belo-Monte-Staudamms, eines umstrittenen Wasserkraftprojekts, bei dem mit dem weltweit drittgrössten Staudamm der Xingu, ein Nebenfluss des Amazonas, aufgestaut werden soll. 1000 Quadratkilometer Wald würden überflutet und 30.000 Menschen müssten umgeseiedelt werden.

Geehrt wird außerdem die nepalesische Organisation SAPPROS und ihr Gründer Shrikrishna Upadhyay "weil sie selbst im Angesicht der Bedrohung durch politische Gewalt und Instabilität der Welt zeigen, wie die Mobilisierung von Dorfgemeinschaften Armut überwinden kann". Verschiedene SAPPROS-Selbsthilfeprogramme haben seit 1991 rund 250.000 Haushalte bei der Schaffung von grundlegender Infrastruktur wie Wasser- und Abwasserleitungen, Brücken, Gesundheitsstationen, Bewässerungssystemen oder Biogasanlagen unterstützt.

Und schliesslich erhält die Organisation "Physicians for Human Rights-Israel" (PHRI) ("Mediziner für Menschenrechte-Israel") den Preis "für ihren unbezähmbaren Geist, mit dem sie für das Recht auf Gesundheit für alle Menschen in Israel und Palästina einsteht". PHRI wurde 1988 zu Beginn der Intifada von Dr. Ruchama Marton und israelischen wie palästinensischen Ärzten gegründet. Sie bemüht sich zum einen darum, allen Menschen Zugang zum Gesundheitswesen zu verschaffen und führt ausserdem eine Kampagne gegen bürokratische Hürden und die Repression von Bevölkerungsgruppen vor allem in den besetzten palästinensischen Gebieten.

Die Preise werden am 6. Dezember im Stockholmer Parlament überreicht.

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