Interne Dokumente offenbaren: Bahn fiebert schon bei 32 Grad

Die Klimaanlagen in den DB-Zügen sind nicht auf große Hitze vorbereitet, räumt die Bahn AG ein. Kontrollbehörde und Verkehrspolitiker machen Druck.

32 Grad und es geht nicht weiter Bild: dpa

BERLIN taz | Bei 32 Grad ist offenbar Schluss. Zumindest für die Klimaanlagen in den Zügen der Deutschen Bahn AG. Denn deren Klimaanlagen sind auf einen Betrieb bis zu dieser Temperatur ausgelegt. Das haben Vertreter des Konzerns bei einer Anhörung im Eisenbahnbundesamt (EBA) gesagt, wie eine Sprecherin der für die technische Kontrolle der Bahn zuständigen Behörde am Donnerstag der taz bestätigte. Doch geht es um 32 Grad Außen- oder Innentemperatur? Und bedeutet "ausgelegt", dass danach gar nichts mehr geht? Welche Konsequenzen will das Eisenbahnbundesamt nun ziehen? Das sind alles Fragen, die noch geklärt werden müssten, sagte die Sprecherin.

Klar ist nur, dass die Bahn die überlasteten Klimaanlagen und die überhitzten Züge, in der am Sonntag Fahrgäste kollabierten, nicht mit einer Entschuldigung und Freifahrten für die betroffenen Passagiere ad acta legen kann. Nicht nur, weil am Mittwoch erneut in zwei Fernzügen die Klimaanlage ausfiel und es somit seit Samstag in 40 Zügen zu heiß wurde. Und nicht nur, weil das EBA sich nicht zufrieden gibt mit der ausgesprochenen Erinnerung der Bahn an ihre Betreiberverantwortung, wie die Sprecherin sagt. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung hatte aus einem Brief von EBA-Präsident Gerald Hörster an die Bahn zitiert: "Die Vorfälle geben hinreichenden Anlass zu der Annahme, dass nicht gewährleistet werden konnte, dass die Risiken für die Fahrgäste auf ein verantwortbares und rechtlich zulässiges Maß beschränkt geblieben sind."

Denn auch in der Politik und vor Gericht wird die Bahn das Thema weiterverfolgen. Der stellvertretende SPD-Fraktionschef im Bundestag, Florian Pronold, forderte eine vollständige Aufklärung und eine "umfassende parlamentarische Untersuchung" im Verkehrsausschuss des Bundestages. Der FDP-Verbraucherschutzexperte Erik Schweickert drohte der Bahn mit strengeren Auflagen. "Sollte sich die Bahn nicht verbraucherfreundlicher zeigen, werden wir die Bahn verpflichten, bei Verspätungen ab 30 Minuten den Fahrgäste 25 Prozent und ab 60 Minuten die Hälfte des Fahrpreises zurückzuerstatten", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.

Zudem kündigte die Staatsanwaltschaft Bielefeld an, dass sie wegen Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung gegen den Zugchef des ICE aus Berlin nach Köln/Bonn ermittelt, in dem am Sonntag rund 40 Fahrgäste Hitzeschocks erlitten hatten. "Nach der ersten Durchsicht der Vorgänge wurde das Verfahren gegen den Zugchef eingeleitet", sagte Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart auf Anfrage der Nachrichtenagentur DAPD. Es bestehe der Anfangsverdacht, dass er die ICE-Fahrt fortgesetzt habe, obwohl ihm bekannt war, dass die Klimaanlage ausgefallen sei.

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