Nickelbelastung in Handys: Bei Anruf Ausschlag

Dänische und kanadische Forscher warnen: Handys oder Headsets enthalten so viel Nickel, dass die Nutzer krank werden können.

Handy-Telefonate können eine Nickel-Allergie auslösen. Bild: ap

STOCKHOLM taz Bei Schmuck und Brillen gibt es europaweit gültige Grenzwerte für das Metall Nickel, bei Handys aber nicht. Nun warnen Wissenschaftler: Viele Handys können während eines Telefongesprächs so viel Nickel an die Haut abgeben, dass eine Kontaktallergie entstehen kann. Das Metall steckt im Gehäuse. Das Problem: Hersteller informieren darüber nicht.

Jeanne Duus Johansen ist Chefin des dänischen Allergiezentrums in Gentofte, das 41 gängige Handymodelle getestet hat. Ihre Kollegen hätten bei jedem fünften Handy Nickel beispielsweise in der Tastatur, der Umrandung des Schirms oder im Firmenlogo nachgewiesen: "Darüber müssten die Firmen die Kunden unbedingt informieren", meint die Professorin. Ohne gesetzliche Verpflichtung täten sie dies aber nicht. Die Unwilligkeit der Branche bekam das Allergiezentrum selbst zu spüren. Nur zwei von fünf Handyherstellern wollten sich an der Untersuchung beteiligen, und das auch nur unter der Voraussetzung, dass keine Firmennamen genannt würden.

Modellnamen nennt dafür jetzt eine im Canadian Medical Association Journal veröffentlichte kanadische Studie. Ein Expertenteam hatte bei zehn von 23 getesteten Handys oder Headsets kritische Nickelgehalte entdeckt. Einige Modelle von Samsung, Motorola und Sony-Ericsson enthielten Nickel, die fünf untersuchten Nokia-Modelle nicht.

Laut Jeanne Duus Johansen sollte man sich allerdings nicht blind auf solche Untersuchungen verlassen. In Dänemark stellte man nämlich fest, dass bei identischen Modellen einige Exemplare Nickel abgaben, andere nicht: "Wir testeten fünf Exemplare eines Modells. Nur zwei gaben Nickel ab." Das hängt damit zusammen, dass die Komponenten nicht immer die gleiche Herkunft haben, sondern von unterschiedlichen Zulieferfirmen stammen können.

Das Nickelproblem scheint man in der Handyindustrie bislang nicht richtig ernst genommen zu haben, obwohl bereits im Februar letzten Jahres Allergieforscher an der Universität Wien Alarm geschlagen hatten. "Ich habe bislang nie von so einem Problem gehört", erklärt John Settino, ein Sprecher von Sony-Ericsson.

Forscherin Johansen rät: Solange es keine Kennzeichnungspflicht gibt, sollten Nickelallergiker - in Deutschland sind das rund 15 Prozent der weiblichen und bis zu fünf Prozent der männlichen Bevölkerung - sich in der Apotheke einen Nickeltest besorgen und das eigene Handy damit testen.

Da dies allerdings erst möglich sei, wenn man das Handy bereits gekauft habe, ist nach Meinung von Jeanne Duus Johansen der Gesetzgeber gefordert - auch angesichts eines wachsenden Problems mit Nickelbelastungen. "Unsere Studien sind nämlich erst der Anfang", meint Johansen. Am wirksamsten sei es, wenn die EU nicht nur für Schmuck und Brillen, sondern auch für Handy und Headsets Nickelgehalte begrenzt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.