Stärkster Einbruch seit 11. September: Dax im freien Fall

Die US-Kreditmarktkrise hat die internationalen Finanzmärkte erreicht. Weltweit sind die Börsen eingebrochen, der Dax hat über 7,5 Prozent verloren.

Kursmakler in Sorge: Die Anzeigentafel in Frankfurt verdeutlicht den Dax-Absturz Bild: dpa

Die Kreditkrise hat die Börse eingeholt. Der Deutsche Aktienindex (DAX) stürzte am Montag bis zum frühen Nachmittag um 7,5 Prozent auf deutlich unter 7000 Punkte. "Nackte Panik" -- so beschrieben Börsianer einhellig die Stimmung. Seit dem Anschlag auf das World Trade Center 2001 hat es keinen solchen Kurseinbruch mehr gegeben. Damals war der Dax um mehr als 11 Prozent eingebrochen. Am späten Montagnachmittag fingen sich die Kurse wieder etwas.

Die gesamten Kursgewinne des vergangenen Jahres - im Juni hatte der DAX erstmals seit dem Börsenboom der Jahrtausendwende wieder die 8000-Punkte-Marke geknackt - sind damit ausgelöscht. In der zweiten Jahreshälfte 2007 hatte die zur Kreditkrise ausgeweitete US-Immobilienkrise zwar weitere Kurssteigerungen verhindert. Aber zum Absturz war es nicht gekommen. Bis Montag der Zeitpunkt des totalen Vertrauensverlusts kam.

Zu viele Hiobsbotschaften mussten die Anleger in letzter Zeit wegstecken: Megaverluste mehrerer großer US-Banken in der vergangenen Woche, Unkenrufe über eine Rezession in den USA - und dazu ein Konjunkturprogramm der Regierung in Washington, das nicht zu halten scheint, was es versprach.

Die Vorgaben der Börsen in Asien waren überdies miserabel, weil nun die Kreditkrise auch dort angekommen zu sein scheint. Laut einem Zeitungsbericht muss mit der Bank of China erstmals eine asiatische Bank hohe Verlustabschreibungen im Zusammenhang mit der Krise vornehmen. Die Börse in Shanghai verlor fünf Prozent und in Bombay gar sieben.

Und dann kam am Sonntagabendauch noch die Meldung, dass die Westdeutsche Landesbank mindestens eine Milliarde Euro Verluste macht und dringend eine Kapitalspritze von zwei Milliarden braucht.

Nun gab es kein Halten mehr. Vor allem Bankaktien schmierten ab. Der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, der vergangene Woche überraschende Millionenabschreibungen im Zusammenhang mit der Hypothekenkrise vermeldete, verlor mehr als zehn Prozent.

Unterdessen meldete das Deutsche Aktieninstitut, dass deutsche Privatanleger schon im vergangenen Jahr der Börse den Rücken kehrten. Die Zahl der Aktionäre fiel demnach mit 10,1 Millionen auf den niedrigsten Stand seit 1996, also vor dem letzten Börsenboom. Das hat durchaus sein Gutes: "Der Börsenrutsch belastet den Konsum nicht, weil der Aktienbesitz in Deutschland weit weniger verbreitet ist als etwa in den USA oder Großbritannien", sagte Manfred Jäger vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln.

Die New Yorker Börse blieb am Montag wegen eines Feiertags geschlossen. Am Freitag hatten dort die Kurse schon leicht nachgegeben, nachdem Präsident George W. Bush sein Konjunkturprogramm vorgestellt hatte. Es sieht Steuernachlässe in Höhe von 145 Milliarden Dollar vor, die aber zu spät und vor allem zu wenig zielgerichtet erscheinen, um eine Rezession zu verhindern.

Eine Rezession in den USA aber dürfte die gesamte Weltwirtschaft mit nach unten ziehen, vor allem in den stark exportabhängigen Ländern Asiens und in der Bundesrepublik. Deren Wirtschaft hängt zwar weniger von den Ausfuhren in die USA ab, wohl aber nach Asien und andere Schwellenländer. "Sollte es zu einer starken Rezession kommen, dann kämen wir nicht ungeschoren davon", sagte der Konjunkturchef des Münchner ifo-Instituts Kai Carstensen.

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