Hohe Spritpreise: Die Diesel-Lüge

Diesel ist jetzt genauso teuer wie Super. Super! Betrogen fühlen sich nun kostenbewusste Diesel-Fahrer. Zu Recht?

An der Zapfsäule jammern die Diesel-Fahrer derzeit am lautesten. Bild: dpa

1,53 Euro pro Liter: Deutschlands Autofahrer sind mal wieder kollektiv am Stöhnen. Am lautesten aber jammern die Diesel-Fahrer. Denn während sie an der Zapfsäule bisher selbst bei steigenden Preisen immer noch das gute Ätsch-Gefühl hatten, wenigstens weniger zu zahlen als die anderen, kostet Diesel jetzt erstmals genauso viel wie Super. Die Sparfüchse, die im Vertrauen auf niedrigere Kraftstoffpreise mehr Geld für ihr Diesel-Fahrzeug bezahlt haben, fühlen sich nun betrogen.

Auch wenn Experten erwarten, dass Diesel künftig sogar dauerhaft etwas teurer sein könnte als Benzin: Für Mitleid gibt es keinen Grund. Im Gegenteil: Auch dann zahlen die Diesel-Fahrer noch deutlich weniger als eigentlich angemessen. Ihr Treibstoff wird nämlich nur mit 47 Cent pro Liter besteuert, während für jeden Liter Benzin 65 Cent fällig sind. Ein Grund für diese Besserstellung ist nicht zu erkennen - außer, dass sich der Kauf der teureren Dieselmotoren sonst nicht lohnt.

Doch wen würde es eigentlich stören, wenn Diesel-Pkw künftig unverkäuflich wären? Berüchtigt sind die Fahrzeuge mit der direkten Ölverbrennung nicht nur für ihren Lärm. Sondern vor allem für die schwarzen Wolken, die gemeinhin aus ihren Auspuffrohren kommen und die abstrakte Feinstaubdebatte für jeden Radfahrer oder Fußgänger praktisch erlebbar machen.

Zwar lassen sich die krebserregenden Feinstaub-Partikel inzwischen herausfiltern. Gerade die deutsche Autoindustrie hat die Einführung dieser Technik jedoch so lange blockiert und verzögert, dass sie jeden Sympathiebonus verspielt hat. Bis heute gehören geregelte Partikelfilter etwa bei Volkswagen, Smart oder Opel noch nicht bei allen Diesel-Modellen zur Serienausstattung. Privat einen Aufpreis dafür zu zahlen, dass sie ihre Mitmenschen nicht schädigen, schien Diesel-Fahrern aber lange Zeit undenkbar. Erst seit der Steuerzahler diese Selbstverständlichkeit subventioniert, verbreiten sich die Filter allmählich.

Aber die Wagen sind doch so sparsam, wenden die Diesel-Besitzer dann gern ein. In Zeiten des Klimawandels sicher ein starkes Argument. Doch weil ein Liter Diesel rund 12 Prozent mehr CO2 freisetzt als ein Liter Benzin, ist die tatsächliche Umweltwirkung geringer, als die reinen Verbrauchszahlen nahe legen. Zwar hatten die bisher einzigen serienmäßigen 3-Liter-Autos von VW und Audi einen Dieselmotor. Doch diese Modelle haben die Hersteller in aller Stille wieder vom Markt genommen.

Die Spitzenplätze beim CO2-Ausstoß teilen sich die modernsten Diesel heute jedenfalls mit Benzin-Hybrid-Modellen wie dem Toyota Prius. Deren bisher wichtigster Nachteil - der hohe Preis - könnte sich demnächst erledigen, denn Honda hat gerade angekündigt, einen preiswerten "Massen-Hybrid" auf den Markt zu bringen. Ciao, Diesel!

MALTE KREUTZFELDT

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