Neue Rüstungsallianz: Die Panzerbauer rüsten auf

MAN und Rheinmetall bündeln ihr Militärgeschäft in einem gemeinsamen Milliardenunternehmen und wollen so von einem Wachstumsmarkt profitieren.

Ein Erfolgsmodell: Der Transportpanzer Fuchs auf der Teststrecke von Rheinmetall. Bild: dpa

Ein neuer Panzerbund soll von Deutschland aus den Weltmarkt erobern. Der Lastwagenbauer MAN in München und der Panzerbauer Rheinmetall bündeln einen Großteil ihres Rüstungsgeschäftes in einem gemeinsamen Unternehmen für militärische Radfahrzeuge. Die traditionsreiche Düsseldorfer Rüstungsschmiede Rheinmetall wird mit 51 Prozent die Mehrheit an der milliardenschweren "Rheinmetall MAN Military Vehicles GmbH" halten. Mit der neuen Größe setzen die Eigentümer auf eine stärkere Durchschlagskraft auf den internationalen Rüstungsmärkten.

Das Geschäft mit dem Krieg hat unter der Weltwirtschaftskrise nicht gelitten. Im Gegenteil: Ein neues Wettrüsten hat das Waffengeschäft sogar zu einem gewaltigen Wachstumsmarkt gemacht. Im vergangenen Jahrzehnt verdoppelten sich die Welt-Militärausgaben. Auch wichtige deutsche Unternehmen zählen zu den Nutznießern. Die hiesige Industrie ist nach den Vereinigten Staaten und Russland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt. 70 Prozent der deutschen Rüstungsproduktion gehen laut dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg ins Ausland.

Mit dem neuen Konflikt im Jemen, der Entdeckung der Arktis als Rohstoffreserve und der Eskalation des Afghanistankriegs dreht sich die Rüstungsspirale auf absehbare Zeit noch schneller weiter. Das weltweite Comeback des Guerillakrieges hat vor allem das Geschäft mit gepanzerten Radpanzern explosionsartig wachsen lassen. Denn nur in schwer gepanzerten Spezialfahrzeugen können sich noch größere Trupps von Soldaten durch ein Land bewegen, in dem preiswerte ferngesteuerte Sprengfallen und Hinterhalte an jedem Straßenrand drohen.

Das neue Panzer-Unternehmen unter der Führung von Rheinmetall, das von diesem Trend profitieren will, wird in München, Kassel und Wien mit 1.300 Beschäftigten von Lastwagen aller Gewichtsklassen über den tausendfach verkauften Transportpanzer "Fuchs" bis zum neuen Bestseller "Boxer" ein breites Angebot bieten. Ergänzt wird die Modellpalette um die weltweiten Kontakte des Global Players MAN. Geplant ist ein Jahresumsatz von über einer Milliarde Euro.

Bereits im Frühjahr 2009 hatten MAN und Rheinmetall (Firmenmotto: "Fahrzeugschutz der Weltklasse") bestätigt, Gespräche über eine Kooperation zu führen. Sie scheiterten zunächst auch am Bestechungsskandal, der MAN-Vorstandschef Håkan Samuelsson den Job kostete.

Militärstrategisch dürfte Rheinmetall bald die Führung beim neuen Panzerbauer übernehmen. MAN ohne Rüstung dürfte VW auf Dauer lieber sein. VW hält bereits 30 Prozent der Aktien von MAN und wird wohl demnächst den ganzen Lkw-Konzern schlucken. Volkswagen will im Rahmen seiner "Strategie 2018" zum weltgrößten Autobauer aufsteigen. Rheinmetall hat dagegen mit seiner Autozulieferersparte 2009 hohe Umsatzeinbußen erlitten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.