Weitere Verstaatlichung in Venezuela: Hugo Chávez will Bank kaufen

Der venezolanische Staatspräsident will ins Bankgeschäft einsteigen: Die drittgrößte Bank des Landes, die Banco de Venezuela, soll verstaatlicht werden.

Kleiner Mann auf großer Einkaufstour - die nächste Errungenschaft soll die Banco de Venezuela sein. Bild: Reuters

BUENOS AIRES taz "Was ist sie wert? Wir werden das zahlen." - Hugo Chávez will ins Bankengeschäft einsteigen. Am Donnerstag hat der venezolanische Staatspräsident die staatliche Übernahme der Privatbank Banco de Venezuela angekündigt. In einer Rundfunk- und Fernsehrede sagte Chávez, das im Besitz der spanischen Bankengruppe Santander befindliche Geldinstitut soll wieder von Venezuela übernommen werden.

Seit Wochen spekuliert die venezolanische Presse darüber, dass der venezolanische Bankier Víctor Vargas die Banco de Venezuela kaufen will. Vargas ist Besitzer der Banco Occidental de Descuento und Schwiegervater von Luis Alfonso de Borbón, einem Mitglied der spanischen Königsfamilie. Er, so erzählte Chávez, habe erfahren, dass es zwischen Vargas und der Santander einen Vorvertrag gebe. Die venezolanische Regierung habe für die Übernahme aber ihr Einverständnis geben müssen. "Nein, sagte ich den Spaniern, ich kaufe sie euch ab", so Chávez.

Die Bank von Venezuela ist die drittgrößte Bank des Landes. Ihr Vermögen wird auf gut 890 Millionen Dollar geschätzt. Im Jahr 2007 soll sie einen Nettogewinn von 325 Millionen Dollar eingefahren haben. Sie war 1994 nach einer Finanzkrise bereits einmal vom Staat übernommen worden, 1996 wurde sie versteigert. Die spanische Santander hatte für rund 350 Millionen Dollar den Zuschlag bekommen.

Hugo Chávez Ankündigung wirft ein neues Licht auf seine Stippvisite vergangene Woche auf Mallorca und das anschließende Treffen mit Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero in Madrid. In Palma de Mallorca hatte Chávez den spanischen König Juan Carlos getroffen. Auf der Mittelmeerinsel hatten beide die Eiszeit nach der "Warum hältst du nicht den Mund?"-Affäre beendet. So hatte Juan Carlos auf dem Iberoamerika-Gipfel in Chile 2007 versucht, Chávez zur Raison zu bringen, nachdem dieser Spaniens Exregierungschef José María Aznar als "Faschist" bezeichnet hatte.

Die Santander-Gruppe engagiert sich stark in Südamerika. Mit gut 65.000 Angestellten in über 4.500 Einrichtungen macht das Bankenkonsortium allein 32 Prozent seines Umsatzes in der Region. Dass Hugo Chávez seine Verstaatlichung durchsetzt, hat er zuletzt beim Erwerb der Eisen- und Stahlfirma Sidor gezeigt. Per Dekret hatte er im Mai die Übernahme angeordnet, ohne sich zuvor mit dem Stahlmulti Techint auf einen Preis für dessen venezolanische Tochter geeinigt zu haben. JÜRGEN VOGT

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