Katholikenbanken investieren in Verhütung: Pecunia non olet

Zwei deutsche katholischen Geldinstitute sind in Erklärungsnot: Sie haben Geld in Aktien von Rüstungskonzernen und Verhütungsmittelherstellern angelegt.

So gewinnbringend, dass der Vatikan nicht darauf verzichten wollte: Anti-Babypille. Bild: dpa

KÖLN taz | Nicht weniger als "soziales Engagement mit Gewinn" verheißt die Kölner Pax-Bank ihren Kunden. Auch die in Regensburg ansässige Liga-Bank versichert, sie unterstütze "die Ziele ihrer Kunden, christliche Werte zu bewahren und zu stärken". Doch jetzt kommen die beiden ältesten katholischen Geldinstitute der Bundesrepublik in Erklärungsnot: Entgegen ihren Bekundungen, nur in "saubere Geldanlagen" zu investieren, haben sie hohe Summen in Wertpapiere von Rüstungs- und Tabakkonzernen angelegt. Auch an einem Verhütungsmittelhersteller sind sie beteiligt.

Sowohl die Pax- als auch die Liga-Bank verstehen sich als Dienstleister für den katholischen Klerus, Pfarrgemeinden, die Caritas und sonstige kirchliche Einrichtungen. Bei der Auswahl der Unternehmen und Wertpapiere für ihre Fonds beachteten sie "vor allem soziale, ökonomische und ökologische Gegebenheiten", versprechen die beiden Geldinstitute. Der Ethik-Kodex der Pax-Bank trägt denn auch die schöne Überschrift "Pecunia et Pax". In der Realität orientierten sich die genossenschaftlich organisierten Geldhäuser allerdings wohl mehr an der Devise "Pecunia non olet" - Geld stinkt nicht.

So befinden sich in gemeinsamen Fonds der Pax- und der Liga-Bank beispielsweise Aktien von BAE Systems in Höhe von knapp 578.000 Euro. Der Londoner Rüstungsriese produziert unter anderem Atom-U-Boote, Raketensysteme und Kampfflugzeuge. Zum Portfolio gehören zudem Aktien der Tabakkonzerne British American Tobacco und Imperial Tobacco für fast 871.000 Euro. Am Wochenende bestätigte die Pax-Bank, deren vom Kölner Dompropst Norbert Feldhoff geführtem Aufsichtsrat auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) angehört, zähneknirschend einen entsprechenden Bericht des Spiegels. Solche Investments lassen sich nur schwer mit dem Versprechen vereinbaren, die von ihr aufgelegten Fonds würden gezielt "Bereiche wie Rüstung, Pornografie, Kinderarbeit, Alkohol, Tabak, Glücksspiel und Ähnliches ausschließen".

Für katholische Institutionen noch brisanter dürfte sein, dass die beiden 1917 gegründeten Banken im März auch umgerechnet 158.867 Euro in Wertpapiere des US-Pharmaproduzenten Wyeth angelegt haben. Denn in dessen Produktpalette befinden sich peinlicherweise auch die Medikamente Lo Ovral und Lybrel - Pillen zur Empfängnisverhütung, und das, obwohl die katholische Kirche - allen voran Papst Benedikt XVI. - künstliche Verhütung strikt ablehnt.

Pax-Bankvorstand Winfried Hinzen leistete am Sonntag im Kölner Domradio bei seinen Kunden Abbitte. Bei den eigenen internen Kontrollen seien die besagten kritischen Investments schlichtweg übersehen worden. "Wir bedauern dies und werden den Fehler am Montag sofort korrigieren", versprach er. Die umstrittenen Titel würden umgehend verkauft. PASCAL BEUCKER

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