Steve Ballmers neues Betriebssystem: Klinkenputzen für Windows 7

Am 22. kommt Microsofts neues Windows 7. Die Begeisterung hält sich bislang in Grenzen, dafür gibt es zu wenig Neuerungen. Konzern-Boss Ballmer ging deshalb extra auf Welttournee.

Tour durch Europa: Steve Ballmer präsentiert Windows 7 in London. Bild: reuters

BERLIN taz | Wer noch nach einer sinnvollen Beschäftigung für den 22. Oktober sucht, sollte einmal Microsoft-Boss Steve Ballmer fragen. Der hofft, dass sich an jenem Donnerstag in knapp zwei Wochen möglichst viele Menschen vor den Computergeschäften und Elektronikmärkten dieser Welt einreihen, um in langen Schlangen auf den Verkaufsstart von "Windows 7" zu warten, das nach jahrelanger Entwicklung zu diesem Termin nun endlich erscheint.

Doch die Begeisterung für den Nachfolger des vielerorts verhassten Windows Vista hält sich in Grenzen. Deshalb tingelt Ballmer höchstpersönlich durch Europa: Montag London, Dienstag Paris und an diesem Mittwoch München. Immerhin will Microsoft je nach Version bis zu 300 Euro für das Betriebssystem haben.

Mit Windows 7 kaufe man sich das Innovationspotenzial, um nach der Wirtschaftskrise wieder den Weg nach vorne zu finden. Doch die Firmen halten sich zurück. Nach einer Umfrage von Computerwoche will nur jedes zehnte Unternehmen im kommenden halben Jahr umsteigen. Bis Ende 2010 noch einmal 15 Prozent nachziehen. Fast die Hälfte der Firmen habe noch keine Entscheidung getroffen und warte ab.

Microsoft braucht dringend Aufwind. Ballmer hat seit seinem Amtsantritt im Jahr 2000 noch keine Megaschlager vorzuweisen, sein Konzern schrumpfte zuletzt beim Umsatz sogar erstmals. Windows Vista wurde insbesondere von Firmen kaum angenommen, weil das neue Hardware nötig gemacht hätte. Microsoft hatte sich daher entschlossen, vergleichsweise schnell mit Windows 7 nachzuziehen – Vista ist noch keine drei Jahre auf dem Markt.

So aber reichte die Zeit nicht für große Neuerungen. Windows 7 ist, das bestätigen auch Experten, die die Vorabversion bereits ausführlich testen konnten, vor allem ein großes Fehlerausbesserungspaket für den unbeliebten Vorgänger. So nervt die neue Version etwa bei Sicherheitsabfragen weniger, liefert eine aufgeräumtere Oberfläche und soll auch mit so mancher Hardware besser spielen, weil dank interner Optimierungen weniger Leistung benötigt wird.

Und auch die zurückhaltenden User will Microsoft diesmal nicht vergrätzen: Wer sich noch immer nicht von Windows XP lösen kann, was angesichts der Probleme von Windows Vista tatsächlich enorm viele Kunden waren, kann über einen so genannten "XP-Modus" die alte Oberfläche auf den Desktop zaubern, wenn auch nur getrennt vom restlichen System über die so genannte "Virtualiserung".

Neue Technologien, wie die Bedienung per Bildschirmberührung ("Multitouch") bringt Windows 7 zwar auch mit, doch lassen sich diese nur mit entsprechend ausgestatteten Geräten nutzen, die auch noch eine intern angepasste Software brauchen. Dafür werden aber Mehrkern-Prozessoren, wie sie heute vielfach auf dem Markt sind, besser unterstützt und bieten dann mehr Geschwindigkeit.

Ballmer betonte bei seinen Auftritten, das Windows 7 die Kosten um bis zu 100 Dollar pro Jahr und PC senken. Gemeint sind damit nicht die Lizenzkosten, die weiterhin so komplex sind, wie von anderen Windows-Versionen bekannt. Stattdessen glaubt Ballmer, dass dank Windows 7 weniger Arbeitsaufwand etwa in die Absicherung der Windows-Maschinen gegen Viren fließen müsse, denn das habe man intern optimiert.

Bei der Entwicklung von Windows 7 hat sich Ballmer indes auch von seiner Familie leiten lassen, wie er dem Finanznachrichtendienst Bloomberg erzählte. Sein Sohn habe frühzeitig eine Version auf seinem Rechner gehabt und Fehlerberichte geliefert. Ob der allerdings der unabhängigste Berater ist, sei dahingestellt. Der 14jährige darf nämlich nicht mit Produkten der Konkurrenz spielen. Mac-Rechner und iPods von Apple sind im Hause des Microsoft-Bosses absolut tabu.

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