Umstrittener Jens Nonnenmacher: Nordbank-Chef gefeuert

Weil eine Sicherheitsfirma im Auftrag der Landesbank spioniert hat, muss Dirk Jens Nonnenmacher wohl gehen. Am Dienstag entscheiden die Kabinette.

Wolken über Herrn Nonnenmacher: Der HSH Nordbank-Chef muss wohl gehen. Bild: reuters

Der umstrittene Vorstandsvorsitzende der HSH Nordbank, Dirk Jens Nonnenmacher, soll entlassen werden. Darauf haben sich die Regierungskoalitionen Hamburgs und Schleswig-Holsteins angeblich am Montag geeinigt. Die Regierungen wollten einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel aber nicht bestätigen. Auslöser ist eine Affäre über Spitzeldienste, die der Bankchef in Auftrag gegeben haben soll.

Es sei "ein dynamischer politischer Prozess, den ich genau beobachte" sagte der schleswig-holsteinische Regierungssprecher Knut Peters zum Thema Entlassung. Im Übrigen müsse man die Kabinettssitzungen an diesem Dienstag abwarten. Die beiden kleinen Koalitionspartner der CDU, die FDP in Kiel und die Grünen (GAL) in Hamburg, hatten Nonnenmachers Ablösung gefordert.

Die Nordbank ist durch die Finanzkrise gebeutelt worden und konnte nur durch eine Kapitalspritze der Länder gerettet werden. Nachdem sein Vorgänger Hans Berger den Hut hatte nehmen müssen, rückte Nonnenmacher Ende 2008 vom Finanzvorstand zum Vorstandschef auf. Der Mathematikprofessor ist seit langem umstritten. Sein vampirhaftes Äußeres, bleich, mit glatt zurückgegeltem Haar und leicht extravaganten Anzügen, machte ihn für viele unsympathisch und trug zu seinem Spitznamen "Dr. No" bei. Sein Name ist mit einer Reihe von Skandalen verknüpft: angefangen bei verlustreichen Geschäften zur Bilanzverschönerung mit Namen wie "St. Pancras" und "Omega" über eine millionenschwere Sonderzahlung, auf der er trotz der Verluste der Bank bestand, bis zur laufenden Spitzelaffäre.

Das Fass zum Überlaufen gebracht hat nach Darstellung von GAL-Fraktionschef Jens Kerstan ein angeblicher Versuch Nonnenmachers, die Landesregierungen zu übertölpeln. Dabei ging es um Verträge, die die Bank mit der Sicherheitsfirma Prevent geschlossen hat und die entgegen dem Usus vom Vorstandschef Nonnenmacher unterschrieben worden sein sollen. Die Landesregierungen hatten die Papiere angefordert; das entscheidende Dokument sei jedoch nicht dabei gewesen - stattdessen ein anderes.

"Ich komme nach Sichtung aller mir bekannten Unterlagen zu der Bewertung, dass der HSH-Vorstandschef versucht hat, die Anteilseigner der Bank zu täuschen", sagte Kerstan. "Das kann nur seine Entlassung zur Folge haben." Mit der schwarz-grünen Koalition habe das "zunächst nichts zu tun", fügte er kryptisch hinzu.

Gegenstand der Verträge mit Prevent seien der Personenschutz für das Bankmanagement gewesen, die Gebäudesicherheit und "Forensic Monitoring der Medien" - offenbar die Beobachtung der Presse nach dem Freund-Feind-Schema. Wie die Bank zugab, haben Prevent-Mitarbeiter eine Diskussionsveranstaltung beobachtet, die der ehemalige Kieler Wirtschaftsminister und Bankkritiker Werner Marnette besuchte.

Schwerer wiegt die Entlassung des HSH-Vorstands Frank Roth. Der Manager wurde gefeuert und angezeigt, weil er ein heimlich markiertes Dokument weitergegeben haben sollte. Die Kieler Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein. Einiges spreche dafür, dass Roth "Opfer einer Aktion geworden ist, mit der falsche Spuren gelegt worden sind", teilte sie der Bank mit. Ein Prevent-Mitarbeiter hatte überdies behauptet, Roths Büro und Privattelefon seien verwanzt worden. Diese Aussage widerrief er.

Vergangenen Mittwoch machte die Hamburger Staatsanwaltschaft eine Razzia bei Prevent in einer weiteren dubiosen Affäre. Es geht um den Verdacht, dass der ehemalige Leiter der New Yorker Filiale gezielt mit Kinderpornos in Verbindung gebracht werden sollte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.