Flughafenzubringer zu teuer: Stoibers Transrapid gescheitert

Am Donnerstag Vormittag wurde in Berlin das Schicksal des letzten verbliebenen deutschen Transrapidprojekts besiegelt. Die Kosten waren inzwischen zwei Drittel höher als geplant.

Zu früh gefreut. Stoiber und Huber präsentieren vor einem halben Jahr den Transrapid, nachdem sie eine Einigung mit der Industrie erreicht hatten. Bild: reuters

BERLIN ap/taz/rtr/dpa Die Transrapid-Strecke vom Münchner Hauptbahnhof zum Flughafen wird wegen explodierender Kosten nicht gebaut. "Das Münchner Magnetschwebebahnprojekt ist gescheitert", sagte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) am Donnerstag nach einen Krisentreffen in Berlin. Daran nahmen auch Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) und Siemens-Chef Peter Löscher teil.Bei dieser Sitzung eröffneten die Industrievertreter den Politikern, dass die Kosten nicht statt wie bisher berechnet 1,85 Milliarden Euro betragen, sondern deutlich über drei Milliarden.

Der Bund hatte sich zuletzt bereiterklärt, die Hälfte der Baukosten zu übernehmen - nach der bisherigen Machbarkeitsstudie maximal 925 Millionen Euro. Das Land Bayern hatte 490 Millionen Euro zugesagt. Zur Schließung der Finanzierungslücke von 435 Millionen sollte die Bahn 235 Millionen beisteuern, der Flughafen 100, die EU 50 und Siemens und ThyssenKrupp jeweils 25 Millionen Euro.

Die rund 40 Kilometer lange Trasse vom Flughafen im Erdinger Moos zum Münchner Hauptbahnhof wäre die dritte Transrapid-Strecke weltweit. Neben der Versuchsanlage im Emsland gibt es bislang nur eine kommerziell genutzte Magnetbahn. Sie verbindet in Schanghai den Flughafen mit der südlichen Innenstadt.

Auch Metrorapid und Hamburg-Berlin scheiterten

Erprobungsstrecken gab es vorübergehend auch auf dem MBB-Werksgelände in Ottobrunn und unter der Regie von MAN in Erlangen. Systematisch getestet wird die Magnetbahn in Deutschland seit 1984 im Emsland. Auf der dortigen 31,5 Kilometer langen Versuchsstrecke ereignete sich am 22. September 2006 der bisher folgenschwerste Unfall mit einer Magnetbahn: Das Versuchsfahrzeug raste auf einen Werkstattwagen, der auf der Strecke vergessen worden war. Unter den 23 Toten waren Mitarbeiter mehrerer emsländischer Pflegedienste und Angestellte der Versuchsanlage.

In Deutschland gab es unterschiedliche Projekte, die aber alle an den hohen Kosten scheiterten. Darüber hinaus wandten sich Bürgerinitiativen dagegen. Am weitesten gedieh Mitte der 90er Jahre die Planung einer Transrapid-Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Sie fiel am Ende ebenso durch wie das Projekt "Metrorapid" durch das Ruhrgebiet. Stets waren die Kosten in den ersten Ankündigungen deutlich unterschätzt worden - wenn nicht gar absichtlich untertrieben. Kritiker hatten das auch für das Flughafen München-Projekt vorhergesagt.

Nur in China wurde eine richtige Strecke eingeweiht: Am Silvestertag 2002 startete der Betrieb des Schanghaier Flughafenzubringers nach 20 Monaten reiner Bauzeit. Er kostete rund 1,2 Milliarden Euro.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.