Bakterien verhindern Asthma: Atemnot oder Magengeschwür

Die Suche nach den Auslösern von Asthma ist schwierig. Aktuelle Studien zeigen, auch Mutterstress und Kaiserschnitt erhöhen das Risiko für Asthma.

Fiebermittel Paracetamol erhöht Asthma-Risiko bei Kindern. Bild: ap

Stündlich stirbt in Westeuropa ein Mensch an Asthma, jeder fünfte schwere Asthmatiker hat mindestens einmal pro Woche einen so dramatischen Anfall, dass er nicht mehr selbst nach Hilfe rufen kann. Gründe genug, nach den Ursachen der Erkrankung zu fahnden. Doch diese Suche scheint schwierig. Denn immer wieder bringen aktuelle Studien bisher unbekannte oder zumindest unterschätzte Risikofaktoren in die Diskussion.

So fanden neuseeländische Forscher jetzt heraus, dass ein Kind eher an Asthma erkrankt, wenn es in den ersten Lebensjahren mit dem beliebten Fiebersenker Paracetamol behandelt wurde.

Auch finanzielle oder partnerschaftliche Probleme der Mutter in der Schwangerschaft erhöhen das kindliche Asthmarisiko, wie Rosalind Wright von der Harvard Medical School in Boston ermittelt hat: "Denn sie belasten den Körper des Fötus, was sich unter anderem durch einen Anstieg der allergischen IgE-Antikörper im Nabelschnurblut bemerkbar macht." Die schwangere Mutter könnte also durchaus mit Entspannungsübungen und Strategien zur Konfliktbewältigung zum Asthmaschutz ihres Babys beitragen.

Zudem sollte sie, sofern nicht eine klare medizinische Indikation dagegen spricht, auf eine Geburt per Kaiserschnitt verzichten. Denn der erhöht das Asthmarisiko um 52 Prozent, wie Forscher der Universität Bergen in Norwegen ermittelten. Mögliche Erklärung: Das Kaiserschnittkind ist nicht wie bei der vaginalen Geburt den Bakterien der mütterlichen Scheide ausgesetzt, und damit unterbleibt ein wichtiger Trainingsreiz für sein Immunsystem.

Dass ausgerechnet Bakterien zur Asthmavorsorge von Bedeutung sein können, belegt auch eine Studie der Universität New York. Demnach erkranken Kinder, die im Alter von drei bis 13 Jahren mit dem berüchtigten Magenkeim Helicobacter pylori infiziert sind, zu 59 Prozent seltener an Asthma.

Muss man also für ein Leben ohne Magengeschwür mit einem Leben in Atemnot bezahlen? So weit will Studienleiter Yu Chen in dem Resümee seiner Arbeit nicht gehen. Doch er mahnt zu einem vorsichtigeren Umgang mit Antibiotika. Denn durch deren massiven Einsatz sei Helicobacter pylori deutlich weniger präsent als früher - "und dies", so Chen, "könnte die zunehmende Zahl der Asthmafälle in den letzten Jahren erklären".

Auch Masern schützen vor Asthma, und wer viele ältere Geschwister hat, erkrankt ebenfalls seltener daran, weil deren Keime sein Immunsystem trainieren. Dennoch bilden häufige Infektionen nicht unbedingt den Königsweg zur Vorbeuge. "Etwa 80 Prozent von Asthmaepisoden im Schulalter sind mit Virusinfektionen der oberen Atemwege assoziiert", warnt Professor Adrian Gillissen von der Robert-Koch-Klinik in Leipzig.

Besonders heimtückisch sei der respiratorische Synzitialvirus (RSV), der an vielen Erkältungen und Mittelohrentzündungen beteiligt ist. "Er ist der wichtigste Risikofaktor eines Asthma in den drei ersten Lebensjahren", betont Gillissen. Und eine Therapie gegen ihn gibt es bis heute nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.