Warum sterben die Arten aus?: Bioroboter als moderne Killer

Britische Forscher listen die Bedrohungen der Zukunft für Arten wie Luchs und Adler auf. Manche haben die Umweltschützer noch gar nicht auf der Rechnung.

Muss mit neuen Feinden rechnen: Adler. Bild: dpa

BERLIN taz Welche neuen Effekte killen die Artenvielfalt bis zum Jahr 2050? Dieser Frage gingen 35 britische Forscher nach. Sie haben einen Katalog von 25 Gefahren erstellt. Damit wollen sie den Regierungen ermöglichen, auf neue Forschungsergebnisse und Erfindungen zur Abwechslung mal im Vorhinein zu reagieren - und nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Dabei fielen zwar Science-Fiction-Begriffe wie biomimetische Roboter - also kleine, in gewisser Weise "lebende" Systeme, die sich selbst mit Energie versorgen und vermehren. Forschung an solchen Systemen gebe es zum Beispiel beim Militär, so die Forscher. Aber natürlich kommen in der Liste auch heute schon übliche Techniken vor: Etwa Nanoteilchen, der übermäßige Ausbau von Biosprit-Pflanzen oder Artenwanderung durch den Klimawandel - und in Folge kippende Ökosysteme. Auch die Zunahme von Wetterextremen und großflächige Technik gegen den Treibhauseffekt stehen auf der Liste.

Überraschen dürften Artenschützer, dass auch der Schutz von Vorzeigetierarten wie Adler oder Luchs in der Tabelle der Gefährdungen auftauchen. Die britischen Biologen haben nichts gegen diese Tiere. Sie fürchten jedoch, dass Nationalparks speziell für diese Arten und andere teure Maßnahmen die knappen Ressourcen banspruchen und Aufmerksamkeit ablenken von kritischen Biotopen und Arten.

"Wir haben das Beispiel Großbritannien genommen", so der federführende William Sutherland, Professor für Zoologie an der Uni Cambridge. "Aber die Ergebnise gelten im Prinzip für die gesamten gemäßigten Zonen der Erde", sagte er der taz. Trotz einiger prophetischer Ausblicke hält Sutherland seine Arbeit nicht für Science Fiction: Es könne ja ganz neue Arten geben, die in den kommenden Jahrzehnten in die Biosysteme eindringen. Als Beispiel nannte er die künstlichen Viren, an denen US-Forscher Craig Venter gerade arbeitet. Oder eben die winzigen biomimetischen Roboter, die sich wie Lebewesen verhalten. "Bis zum Jahr 2050 kann es viele neue Formen von Leben geben", so Sutherland.

Die Gefahren wurden mit Hilfe des sogenannten "Horizon Scanning" ausgewählt: Weit über 400 Fachleute wurden befragt, sondierten Forschungsarbeiten, nannten Themen und potentielle Artenkiller. Daraus entstand eine Liste von 195 Punkten, aus denen die 35 beteiligten Forscher schließlich die Tabelle mit den 25 größten, neuesten oder wahrscheinlichsten Gefahren auswählten.

Hat schlechte Aussichten: Junger Luchs im Harz. Bild: dpa

Manche Gefahren waren dabei doppeldeutig: So bergen die technischen Eingriffe in den Kohlendioxidhaushalt von Luft und Meeren auch Chancen, die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Artenvielfalt zu minimieren. Diesen September will eine Gruppe unter Beteiligung von Professor Sutherland auf ähnliche Weise die "Top 100 Fragen für den Artenerhalt" weltweit aufstellen.

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