Weltmalariatag: Insektizid DDT für Menschen toxisch

Das Pestizid-Aktions-Netzwerk fordert, im Kampf gegen Malaria auf gesundheitsschädigendes DDT zu verzichten. Alternativen zur Bekämpfung der Krankheit gibt es längst.

Gerade in armen Ländern wird DDT zur Malariabekämpfung immer noch eingesetzt. Bild: dpa

Berlin taz | Lange Zeit galt das Insektizid DDT als Wundermittel im Kampf gegen die Anopheles-Mücke, die Malaria überträgt. Heute weiß man, dass DDT nicht nur Mücken außer Gefecht setzt. "Das Mittel ist toxisch und langlebig, es reichert sich in der menschlichen Muttermilch an, verringert die Spermienanzahl und führt zu einer Verweiblichung von männlichen Babys im Mutterleib. Es steht auch im Verdacht, Krebs zu erzeugen", so Carina Weber, Geschäftsführerin des Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland (PAN), über einige der Nebenwirkungen von DDT.

Anlässlich des Weltmalariatags am 25. April fordert die Organisation, den Einsatz von DDT zur Malariabekämpfung endgültig zu beenden. Das Insektizid steht zwar als eines von zwölf Mitteln auf der Liste der Stockholmer Konvention über persistente organische Schadstoffe und sollte weltweit nicht mehr produziert und versprüht werden. Doch für den Einsatz von DDT definiert die Konvention, die im Mai 2004 in Kraft trat und von 163 Staaten ratifiziert wurde, Ausnahmeregeln. "Gerade in Ländern, die wenig Geld haben, wird DDT zur Malariabkämpfung immer noch eingesetzt, es klafft eine riesige Lücke zwischen den Anforderungen der Stockholmer Konvention und der Realität", so Weber. Laut PAN setzen derzeit 19 Länder, die die Stockholmer Konvention unterzeichnet haben, im Kampf gegen Malaria auf DDT oder ziehen seinen Einsatz in Betracht, darunter Äthiopien, Namibia, Nordkorea, Südafrika und Indien. Das asiatische Land ist weltweit der größte Nutzer von DDT.

Dabei gibt es längst Alternativen zur Bekämpfung der Krankheit, die jedes Jahr eine Million Menschenleben fordert, die meisten in Afrika und Südostasien. Mexiko hat vorgemacht, wie es gehen kann. Weil das Land auf konsequente Hygienemaßnahmen, Kampagnen zur Aufklärung der Bevölkerung und Umweltmanagement gesetzt hat, gilt es heute als malariafrei. Zum Erfolg führten unter anderem ein Moskito-Monitoring, der Einsatz von Pflanzen, die die Malariaüberträger fern halten, architektonische Maßnahmen und die Verringerung von offenen Wasserstellen und damit der Brutflächen für die Anopheles-Mücke. Positiver Nebeneffekt: dadurch kann auch dem Ausbruch anderer Krankheiten wie Durchfall und Dengue vorgebeugt werden.

"Natürlich wurden auch in Mexiko chemische Mittel wie mit Insektiziden imprägnierte Bettnetze, Häuserbesprühungen und Medikamente eingesetzt", so Weber. Auf DDT habe man aber verzichtet. Weber ist überzeugt davon, dass der Einsatz chemischer Mittel generell zurückgedrängt werden könne. "Dazu ist aber eine langfristige Einbindung der Bevölkerung und der lokalen Strukturen in die Malariabekämpfung unerlässlich", betont sie. Die von PAN aufgezeigten Alternativen in der Malariabekämpfung seien langfristig auch billiger als der DDT-Einsatz, ist man bei der Organisation überzeugt.

Auch für Gerd Fleischer von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, die das Bundesminsterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Fragen der Stockholmer Konvention berät, ist die vollständige DDT-Eliminierung geboten. "Aus DDT muss man eh nach fünf bis zehn Jahren aussteigen, weil die Mücken Resistenzen gegen das Mittel ausbilden. Dazu kommt das besondere Problem der Kreuzresistenzen." Wissenschaftler haben beobachtet, dass Mücken, die mit DDT in Kontakt gekommen sind, gegen Anti-Malaria-Insektizide der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide resistent werden.

PAN bemängelt, dass die USA und die Weltgesundheitsorganisation keinen deutlichen Kurs zur DDT-Eliminierung steuern. So sieht die WHO den Einsatz des Insektizids zwar kritisch, empfiehlt den Wirkstoff zur Malariabekämpfung aber bis heute als "sehr effektiv". Daran orientieren sich etliche Länder. Allerdings, so Weber, gebe es Signale, dass die WHO umdenke. WHO-Experten hätten neue und "besorgniserregende Hinweise im Bereich der DDT-Langzeitschäden", weiß sie zu berichten. Auch von der deutschen Regierung erwartet sich PAN mehr. Deutschland sei zwar für die DDT-Eliminierung, finanziere aber den in öffentlich-privater Partnerschaft geführten Globalen Fonds gegen AIDS, Tuberkulose und Malaria mit. Der aber orientiert sich in der Malariabekämpfung an den DDT-Empfehlungen der WHO. "Keine deutschen Steuergelder für Malaria-Programme mit DDT-Verwendung", fordert daher PAN.

Fortschritte in Richtung DDT-Eliminierung erwartet sich Steffi Richter vom Umweltbundesamt von der 4. Vertragsstaatenkonferenz der Stockholmer Konvention, die vom 4. bis 8. Mai in Genf stattfindet. "Zum ersten Mal steht bei der Konferenz auf der Agenda, neue Stoffe wie zum Beispiel das Holzschutzmittel Lindal zu bannen. Wenn das passiert, bin ich optimistisch, dass auch der Ausstieg aus DDT funktioniert."

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