30 Jahre Grüne: Die Chronik der Partei

Am 13. Januar 1980 haben sich die Grünen in Karlsruhe als Bundespartei gegründet. 30 Jahre später sind sie ein heiß umworbener Koalitionspartner. Ein chronologischer Blick auf drei Jahrzehnte Grün.

Der Protest gegen das Endlager Gorleben hat die Partei in das Bewusstsein vieler Deutschen gebracht. Bild: reuters

13. Januar 1980: 1.004 Delegierte beschließen in Karlsruhe die Gründung der Bundespartei Die Grünen. Sie ist ein Zusammenschluss alternativer Listen, die seit 1977 aus den "Neuen Sozialen Bewegungen" hervorgegangen sind, und steht in der Nachfolge der 1979 zur Europawahl gebildeten "Sonstigen Politischen Vereinigung".

16. März 1980: Mit 5,3 Prozent ziehen die Grünen in Baden-Württemberg erstmals in einen Landtag ein.

26. September 1982: Die Grünen werden mit 8 Prozent in den hessischen Landtag gewählt. SPD-Chef Willy Brandt spricht von einer möglichen "neuen Mehrheit links von der Union".

6. März 1983: Die Bundespartei schafft es mit 5,6 Prozent in den Bundestag. Ihre Wahlkampfthemen: Stopp der Nato-Nachrüstung und sofortige Stilllegung aller AKWs. Kurz darauf zieht die Fraktion mit Sonnenblumen in den Bundestag ein. Petra Kelly gelobt, die Friedens- und Ökologiebewegung nicht zu verraten.

3. August 1983: Der hessische Landtagsabgeordnete Frank Schwalba-Hoth bespritzt wegen der US-Mittelamerikapolitik einen US-General mit Blut.

17. Juni 1984: Mit 8,2 Prozent kommen die Grünen ins Europarlament.

10. März 1985: Die Grünen scheitern an der Fünfprozenthürde im Saarland. "Fundis" und "Realos" streiten danach erbittert, ob die Partei in der Opposition bleiben oder eine rot-grüne Regierung anstreben soll.

27. Oktober 1985: Die hessischen Grünen beschließen eine Koalition mit der SPD, Joschka Fischer wird Umweltminister, Marita Haibach Staatssekretärin für Frauenfragen. Am 12. Dezember wird Fischer vereidigt - es entsteht das berühmte Bild Jeans und Turnschuhen.

26. Juli 1988: Drei Stiftungen werden gegründet, darunter die Heinrich-Böll-Stiftung.

16. März 1989: Alternative Liste und SPD bilden in Westberlin eine Regierung.

2. November 1989: Otto Schily tritt aus der Partei aus, legt sein Bundestagsmandat nieder und tritt bald darauf in die SPD ein.

April 1990: Die "Ökosozialisten" Rainer Trampert und Thomas Ebermann verlassen mit anderen Linken die Grünen.

2. Dezember 1990: Bei der ersten Wahl nach der Wiedervereinigung treten die Grünen mit dem Motto "Alle reden von Deutschland - Wir reden vom Klima" an und fliegen aus dem Bundestag. Die Ost-Grünen hingegen erreichen 6 Prozent.

20. Februar 1991: Hans-Christian Ströbele bezeichnet in der taz den Beschuss Israels mit Scud-Raketen aus dem Irak als "logische, fast zwingende Konsequenz der Politik Israels".

26.-28. April 1991: Auf dem Parteitag in Neumünster setzt sich der rechte Parteiflügel durch. Als Folge verlassen Jutta Ditfurth und weitere Linke die Partei.

10. Dezember 1991: Die Grünen in Bremen beschließen ihren Beitritt in Koalition zusammen mit SPD und FDP.

1. Oktober 1992: Gründungsmitglied Gert Bastian tötet seine Lebensgefährtin Petra Kelly und dann sich selbst.

16./17. Januar 1993: Das aus der DDR-Bürgerrechtsbewegung hervorgegangene Bündnis 90 und die West-Grünen beschließen die Fusion. Der Name der neuen Partei: Bündnis 90/Die Grünen.

16. Oktober 1994: Die Grünen kehren in den Bundestag zurück.

10. November 1994: Der Bundestag wählt Antje Vollmer zur ersten grünen Vizepräsidentin.

7. Juli 1996: In Konstanz wird Horst Frank zum ersten grünen Oberbürgermeister gewählt.

27. September 1998: Bei der Bundestagswahl bekommen die Grünen 6,7 Prozent und gehen eine Koalition mit der SPD ein. Joschka Fischer wird Außenminister, Jürgen Trittin Umweltminister und Andrea Fischer Gesundheitsministerin.

1. April 1999: Rot-Grün führt die Ökosteuer ein.

13. Mai 1999: Die Partei billigt den Militäreinsatz im Kosovo. Joschka Fischer wird im Mai auf dem Parteitag in Bielefeld mit Farbbeuteln attackiert.

1. Januar 2000: Das neue Staatsbürgerschaftsrecht tritt in Kraft.

14. Juni 2000: Die Bundesregierung einigt sich mit den Energiekonzernen auf eine AKW-Gesamtlaufzeiten von 35 Jahren.

16. November 2001: Der Bundestag stimmt für die Beteiligung am Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Mit dem Afghanistan-Einsatz beteiligt sich Deutschland zum zweiten Mal unter Rot-Grün an einem Krieg.

22. September 2002: Als erster Grüner erringt Hans-Christian Ströbele im Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg ein Direktmandat.

16. Dezember 2002: Stefan Raabs Song "Gebt das Hanf frei" mit dem Sampling einer Rede Ströbeles auf der "Hanfparade" klettert auf Platz vier der deutschen Charts.

1. Januar 2003: Jürgen Trittin führt das "Dosenpfand" ein.

23. Mai 2003: 67 Prozent der Grünenmitglieder votieren in einer Urabstimmung dafür, die Trennung von Amt und Mandat zu lockern. Zwei der sechs Mitglieder des Bundesvorstandes dürfen fortan ein Parlamentsmandat ausüben.

14./15. Juni 2003: Die Grünen stimmen der Agenda 2010 zu und tragen die Hartz-IV-Reformen mit. Während diese die SPD Mitglieder und Wählerstimmen kostet, überstehen die Grünen die Agenda-Politik nahezu unbeschadet.

18. September 2005: Die rot-grüne Bundesregierung wird abgewählt.

5. April 2008: In Hessen scheitert die Bildung einer rot-rot-grünen Landesregierung.

17. April 2008: In Hamburg wird die erste schwarz-grüne Landesregierung gebildet.

15. November 2008: Als erster deutscher Parteichef aus einer Einwandererfamilie wird Cem Özdemir zum Covorsitzenden der Grünen gewählt.

9. November 2009: Im Saarland unterschreiben CDU, FDP und Grüne den Koalitionsvertrag der ersten Jamaika-Koalition.

(bro)

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