75 Prozent der Riffe bedroht: Dynamitfischer killen Korallen

Drei Viertel aller Korallenriffe sind bedroht. Die Klimaerwärmung ist ein Problem. Aber auch: immer rabiatere Fischereimethoden – mit Sprengstoff und mit Gift.

Korallenriff in Tawitawi, Phllippinen. Bild: Jenny Huang | CC-BY

STOCKHOLM taz | Lange bevor der Mensch auf der Erde lebte, waren die Korallen schon da. Die Tourismusbranche wirbt gern damit, vor allem sind sie aber wichtig für das marine Ökosystem. Nur: Der Mensch macht ihnen das Leben schwer. Am Meeresboden zeichne sich ein "zutiefst beunruhigendes Bild" ab, schreiben Experten des Washingtoner World Resources Institute. Gestern haben sie den Report Korallenriffe "Reefs at Risk" veröffentlicht.

Drei Viertel aller Korallenriffe sind demnach bedroht. Und: Geht die Entwicklung so weiter, sind spätestens im Jahr 2050 alle Korallenriffe gefährdet - im Indischen Ozean, in der Karibik, im australischen Great Bareer Reef. Aber auch die norwegischen Kaltwasserkorallen sind bedroht. Dieses Korallensterben werde nicht nur die Artenvielfalt schrumpfen lassen, es könne auch eine Kettenreaktion auslösen, warnen die Forscher: Es werde verheerende Auswirkungen auf den Bestand vieler Meereslebewesen haben, die in Symbiose mit den Korallen leben und zugleich Hauptnahrungsquelle vieler Fische seien. Von den Fischen wiederum hänge die Ernährung der Menschen etwa in Indonesien,Tansania oder auf vielen Inseln in der Karibik und der Südsee ab.

Zum einen werden die Korallen, so die Experten, nicht fertig mit dem Klimawandel und der damit einhergehenden Erwärmung der Ozeane. Zum anderen seien sie gefährdet durch Überdüngung, Einwaschen von Sedimenten und Verschmutzungen etwa mit Chemikalien.

Akut sei allerdings eine andere Bedrohung: Überfischung, und zwar mit "destruktiven Methoden". Darunter verstehen die Forscher etwa die Dynamitfischerei: Fischer schmeißen Sprengstoff ins Wasser, damit die Fische sterben und mit dem Netz aus dem Meer geholt werden können. Die Methode ist in vielen Ländern verboten, aber vor allem in Südostasien und Ostafrika weit verbreitet. Eine andere belastende Methode: Giftfischen.

Giftfischen: Die Tiere werden mit Cyaniden betäubt

Die Tiere werden etwa mit Cyaniden betäubt und gehen dann leicht ins Netz. Die Korallenpolypen, so steht es in "Reefs at Risk", könnten durch diese Gifte geschädigt werden und schließlich absterben. Das Problem: Die hochgerüsteten industriellen Fangflotten lassen den lokalen, traditionellen Fischern kaum noch etwas übrig, ihre Methoden werden rabiat.

"Es ist sehr kritisch für die Korallen", erklärt Jane Lubchenco, Meeresbiologin und Direktorin der US-National Oceanic and Atmospheric Administration. Diese seien eigentlich sehr belastbare Organismen, aber "jetzt dürfen keine Fehler mehr gemacht werden".

An Wissen über Zusammenhänge und Gefahren fehle es nicht, aber am politischen Willen. Neben dem Stopp der globalen Erwärmung und einem besseren lokalen Schutz für die Korallenriffe müsse vor allem etwas gegen die weltweite Überfischung getan werden. Und da könne auch jeder Einzelne etwas für die Rettung der Korallen tun, schreiben die Experten in "Reefs at Risk": "Wählen Sie nachhaltig gefangenen Fisch und vermeiden Sie überfischte Arten."

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