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ADAC kritisiert RaststättenSchlechte Ladeinfrastruktur für E-Autos an den Autobahnen

Zu wenig Schnellladesäulen, oft kaputte Anlagen, undurchsichtige Bezahlsysteme: Laut Automobilclub gibt es vielfach mangelhafte Ladebedingungen.

Hinweis-Icon auf eine E-Ladestation in einem Parkhaus in Freiburg, Baden-Württemberg Foto: Winfried Rothermel/imago

Die Ladebedingungen für E-Autos an den deutschen Autobahnen sind häufig mangelhaft. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag vorgestellte Erhebung des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC).

Er bemängelt, dass an 22 Prozent der 50 untersuchten Standorte nur langsame Säulen mit einer Ladeleistung von bis zu 50 Kilowatt stehen. Nur ein Viertel der Anlagen mit einer Ladeleistung von mindestens 150 Kilowatt verfüge über 10 oder mehr Ladepunkte und damit über ein „zahlenmäßig ausreichendes Angebot“. Bei knapp einem Drittel der Anlagen hätten die Tester mindestens einen defekten Ladepunkt vorgefunden.

Der ADAC kritisiert auch „undurchsichtige Bezahlmodalitäten“. Nur bei gut der Hälfte der untersuchten Anlagen war die Bezahlung direkt an der Ladesäule via Kartenlesegerät möglich statt etwa über ein Abo bei einem Anbieter. Problematisch sei auch die mangelnde Preistransparenz: Zwar werde der Preis pro Kilowattstunde an fast allen Anlagen mit Ladepunkten von 150 Kilowatt und mehr vor dem Laden angezeigt, der Endpreis hingegen werde nur an 16 Anlagen präsentiert – das sei „undenkbar an der Tankstelle“.

Zeitgleich stellte am Dienstag auch der Thinktank Agora Verkehrswende eine Studie zum sogenannten bidirektionalen Laden vor. So nennt man es, wenn der auf die Autobatterie geladene Strom nicht zum Autofahren genutzt wird, sondern stattdessen zurück ins Stromnetz oder ins eigene Hausnetz zum Selbstverbrauch gespeist.

Bis zu 500 Euro jährlich mit dem E-Auto einnehmen

Agora rechnet vor, dass sich durch den Stromeinkauf zu billigen Zeiten und den Verkauf zu teuren Zeiten mit einem Fahrzeug Gewinne von „bis zu 500 Euro pro Jahr“ realisieren ließen. Damit das möglich werde, müssten aber die Netzentgelte für zwischengespeicherten Strom gesenkt werden – ähnlich den reduzierten Entgelten beim Strom für Wärmepumpen.

Bidirektionales Laden, so Agora, könne „einen wichtigen Beitrag“ dazu leisten, „die schwankende Einspeisung aus Wind- und Solarenergie auszugleichen und die Netzstabilität zu sichern“.

Bisher freilich ist das noch Theorie, denn die aktuellen dynamischen Stromtarife am Markt bilden nicht die lokale Netzsituation ab, sondern nur die deutschlandweite Versorgungslage. Daher kann die Reaktion auf Preissignale dem Gesamtsystem aktuell sogar schaden.

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6 Kommentare

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  • Vor Jahresfrist gabs noch Schenkelklopfer, weil angeblich ein Überangebot an Ladesäulen exisitiert. Und plötzlich ist das nicht mehr so? Offenbar kommt es bei den verantwortlichen langsam an, das das ganze Konzept reiner Murks ist. Ich habe schom mehrfach die wichtigsten Parameter auf den Punkt gebracht. Realreichweite mind. 600 km, Ladezeit max. 10 minuten, Ladestationen in ausreichender Zahl gebündelt wie heutzutage eine Tankstelle, vergleichbarer Preis zum Verbrenner. Nichts davon funktioniert, höchstens Reichweite und Ladezeit in der Oberklasse und damit für einen Normalbürger nicht bezahlbar.

  • Neben der Preistransparenz und der geringen Zahl echter Schnellader (> 150 kW), die der ADAC zu Recht kritisiert, sehe ich auch Verbesserungsbedarf bei der baulichen Gestaltung der Ladepunkte, speziell die Eignung für Fahrzeuge mit Anhänger. Bei jeder normalen Tankstelle kann man vorwärts an die Zapfsäule heranfahren und auch vorwärts wieder weg. Bei den meisten Ladesäulen muss man erstmal den Anhänger abkuppeln, weil sonst entweder das Kabel zu kurz ist oder man den Verkehr blockiert.

  • Die Diskussion über E-PKW-Laden in Poltik und Medien zeigt eine Abkopplung des öffentlichen Diskurs von der technischen Realität.

    1.) Schnell-Laden kann rein technisch nicht die "dominierende" Ladetechnik werden.



    Denn wir reden von ca. 1/4 oder mehr des heutigen "Tagesstrombedars" der dann "auf Schlang" großteils um 17:00 angefordert würde wenn viele zur gleichen Zeit schnell laden wollen (wie nach der Arbeit Tanken fahren).

    2.) Es sind ca. 25% der etwas mehr aller PKW-Besitzer sogenante "Laternen-Parker" die keinen eigenen Pakrplatz haben.



    Diese Leute können keine "Wallbox" nutzen.



    Und für flächendeckend "Ladesäulen" reicht in den Städen der Platz nicht.

    Das ist alles in Fachkreisen lange bekannt und auch die nötigen Lösungen sind bekannt (z.B. induktives Laden).

    Wenn eine "Elektrifizieren" des PKW/LKW-Verkehrs real funktionieren soll muss Verkehr, Ladeinfrastrucktur und Stromnetz-Management wie Stromerzeugung zusammen-gedacht werden.

    Das ist alles technisch sehr gut möglich.



    --> aber es passiert nicht -- es wird nichtmal öffentlich diskutiert.

    Als Dipl.-Ing. Elektrotechnik aus einschlägigen Entwicklungsabteilungen sehe ich beim Thema Verkehrswende viel Realitätsverlust.

  • Das schlimmste an dem ganzen:

    Selbst wenn wir den Sprit der existierenden Tanken dafür benutzen, um mit einem großen Generator vor Ort Strom zu erzeugen um damit E-Autos zu laden, wäre das immer noch effizienter, als damit Verbrenner zu betanken.

  • Sind die von der Agora errechneten Werte von bis zu 500€ Einsparung durch bidirektionales Laden denn inklusive Wertverlust des Akkus durch erhöhten Verschleiß? Vermutlich nicht. Der ist allerdings keinesfalls zu vernachlässigen und dürfte deutlich über den 500€ liegen.

    • @mm83:

      Bei mehr als 1000 Ladezyklen Lebensdauer stirbt ein Autoakku an kalendarischer Alterung. Damit entsteht durch Ein-Ausspeichern ins Netz kein relevanter Verschleiß. Vor allem nicht bei den Ladegeschwindigkeiten an der Wallbox.



      Ausnahme vielleicht bei Aussendienstlern mit Jahresfahrleistungen oberhalb 50.000 km.