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Abschluss der Vuelta 2025Der Dänen Rundfahrt

Beim großen Rundrennen der Radprofis fährt Jonas Vingegaard zum Gesamtsieg. Und sein Landsmann Mads Pedersen gewinnt die Punktewertung.

Rollen lassen: Jonas Vingegaard hat diesjährige Vuelta dominiert Foto: Secci/dpa

Die Zeiten, in denen kampfstarke Männer aus dem Norden Europas im südlichen Teil des Kontinents Beute machten, sind seit der Völkerwanderung eigentlich vorbei. In diesem Jahr ließen die dänischen Radprofis Jonas Vinge­gaard und Mads Pedersen bei der Spanienrundfahrt der Radprofis die Erinnerung daran aber aufleben. Vingegaard gestaltete den Kampf um die Gesamtwertung souverän.

Bereits auf der 2. Etappe holte er sich auf dem knackigen Anstieg von Limone Piemonte erstmals Tagessieg und Leadertrikot. Er gab es später ab, um Kräfte zu sparen. Ab Tagesabschnitt 10 schien das rote Leibchen aber an seinem Oberkörper festgewachsen. Er trug es auch bis nach Madrid.

Landsmann Pedersen holte sich auf der 4. Etappe erstmals das Grüne Trikot und gab es bis zum Ende nicht mehr ab. Das ist ein historischer Moment für den dänischen Radsport. Zwei Erfolge in den Trikotwertungen bei der gleichen Grand Tour gab es für das kleine Land noch nie.

Jonas war krank, er hustete, und es sah nicht immer so aus, als ob er durchkommen würde

Sepp Kuss, Visma-Edelhelfer

Die beiden Landsleute ergänzten sich gut. Vingegaard blieb dank seiner drei Etappensiege in Lauerstellung in der Punktewertung und sicherte dort als Zweiter Pedersen gewissermaßen ab. Der Lidl-Trek-Profi wiederum gab Vingegaard Schützenhilfe. Auf der 19. Etappe gab er ganz bewusst nicht Vollgas beim Zwischensprint – und ermöglichte so Vinge­gaard das Ergattern von vier Bonussekunden. „Wir sind beide Dänen, wir haben vorher miteinander gesprochen. Er brauchte die Bonussekunden nötiger als ich die Punkte“, erklärte Pedersen seine Zurückhaltung.

Diese dänische Kooperation erwischte Vingegaards Hauptrivalen Joao Almeida auf dem falschen Fuß. Der Portugiese musste machtlos hinnehmen, wie Vingegaard in einer nur wenige Sekunden andauernden Belastung fast die Hälfte des Rückstands, den er auf dem 12 Kilometer langen Zeitfahren am Vortag gegenüber Almeida bekommen hatte, wieder gut machte. Im langen Kampf gegen die Uhr war der Portugiese um ganze 10 Sekunden schneller.

Meister der dosierten Belastung

Vingegaard zeichnete sich bei dieser Vuelta ohnehin als Meister der dosierten Belastung aus. In Abwesenheit seines Dauerrivalen Tadej Pogačar als Favorit in die Rundfahrt gegangen, setzte er zunächst auf kleineren Rampen wie Limone Piemonte und Valdezcaray (jeweils mit Etappensieg) sowie Ceres (Etappendritter) die Akzente. Auf der Königsetappe hoch zum Angliru hatte er im Bergsprint allerdings das Nachsehen gegenüber Almeida.

Bei den anderen beiden langen Kanten (La Farrapona, 14. Etappe, und zur Bola del Mundo, 20.) kam er zwar vor Almeida an, aber mit geringerem Vorsprung als erwartet. Er glich einem Pferd, das nur so hoch sprang, wie es springen musste, um über die Schikanen zu kommen.

Ursache dafür war eine Erkältung. „Jonas hat jeden Tag gelitten. Er war krank, er hustete, und es sah nicht immer so aus, als ob er durchkommen würde“, sagte Visma-Edelhelfer Sepp Kuss. „Aber in der dritten Woche hat er alles gedreht – und heute hat man gesehen, wozu er fähig ist“, bezog er sich auf Vingegaards Etappensieg am vorletzten Tag.

Ein moralischer Aufheller war 24 Stunden zuvor sicher auch der Dänen-Coup im Zwischensprint, als Pedersen Vingegaard den Vortritt ließ. Das war ohnehin ein ungewöhnlicher Moment. Denn viele gemeinsame Rennkilometer hatten die beiden Landsleute bei dieser Vuelta gar nicht. Wegen der geringen Anzahl von Sprintetappen sah man Pedersen oft in den Fluchtgruppen, um früh Punkte bei den Zwischensprints zu sammeln. Vingegaard hingegen hielt sich gern lange versteckt im Hauptfeld.

Zumindest einen echten Wettstreit trugen sie aber doch aus. Auf der dritten Etappe kämpften sie sowohl beim Zwischensprint als auch im Finale gegeneinander – jeweils mit dem besseren Ende für Pedersen. Dass Vingegaard allerdings dem Sprinter Pedersen auf dessen Terrain Paroli bietet, ist Ausdruck der Trainingsfortschritte in Sachen Explosivität.

Überschattet wurde der Auftritt von Danish Dynamite allerdings von den vielen Protesten gegen den Gaza­krieg. Wegen Sicherheitsbedenken wurde die finale Etappe nach Madrid verkürzt.

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