Abstürzende Airlines: Niki macht Schluss – und Lauda hofft

Nach der Pleite der Air-Berlin-Tochter startet eine Rettungsaktion für Tausende Urlauber, 1.000 Jobs sind bedroht.

Leere Niki-Schalter in Wien

Leere Niki-Schalter in Wien Foto: dpa

BERLIN taz | Mit Niki im Winter in die Sonne – damit warb die Air-Berlin-Tochter noch vor Kurzem. Doch aus der Flucht aus der Kälte wird nichts: Seit Mittwochnacht bleiben alle 21 Maschinen am Boden. Jetzt läuft die Suche nach neuen Investoren. Dabei muss es schnell gehen: Es müsse binnen sieben Tagen eine Lösung gefunden werden, sagte Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits am Freitag dem ORF. Andernfalls liefen die wichtigen Start- und Landerechte der Fluggesellschaft aus.

Nach der Pleite des Mutterkonzerns Air Berlin wollte die Lufthansa die als lukrativ geltende Fluggesellschaft eigentlich übernehmen, 10 Millionen Euro pro Woche schoss die Frankfurter Airline zu, um Niki am Leben zu halten. Doch der Verkauf scheiterte am Widerstand der EU-Wettbewerbs­hüter. Am Mittwochabend hatte Niki überraschend Insolvenz angemeldet.

„Es hieß immer, dass man sich um die Flüge, die über Niki laufen, keine Sorgen machen muss“, sagt Felix Methmann vom Verbraucherzentrale Bundesverband. „Offenbar will man mit der Insolvenz der Politik jetzt die Pistole auf die Brust setzen.“ Vor allem die Start- und Landerechte der Airline an den Hauptflughäfen Wien, Palma de Mallorca und Düsseldorf gelten als erhebliche Vermögenswerte.

Immerhin: Für fast alle von der Pleite betroffenen Passagiere gibt es eine Lösung. Von den 410.000 noch nicht benutzten Tickets seien 210.000 über Reiseveranstalter gebucht und würden nun umgebucht, teilte Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Donnerstag mit. Die Inhaber der 200.000 direkt bei Niki erworbenen Tickets erhielten – sofern sie ihre Tickets nach dem Insolvenzantrag von Air Berlin Mitte August 2017 erworben haben – den Reisepreis voraussichtlich voll erstattet. Dafür wurde offenbar ein Treuhandkonto eingerichtet. Dies gilt für Tickets mit Reisezeitraum bis Ende Oktober 2018.

Rückholaktion für Niki-Urlauber angelaufen

Inzwischen ist auch eine Rückholaktion für alle im Ausland gestrandeten Niki-Urlauber angelaufen. Daran beteiligen sich Condor, Eurowings, Germania, Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss und Tuifly.

Knapp 40.000 Passagiere wollten in den kommenden zwei Wochen ihren Heimflug mit Niki antreten. Auf der Webseite der Airline sind Fluggesellschaften aufgelistet, die bis zum 31. Dezember 2017 Reisende aus dem Ausland zurück nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz holen. Dazu gehören Condor, Eurowings, Germania, Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss und Tuifly. Sie bieten Gestrandeten Sonderkonditionen, sogenannte „rescue fares“, an. Wer seinen Urlaub über einen Reiseveranstalter gebucht hat, für den ist der Anbieter zuständig.

Und die Beschäftigen? Rund 1.000 Arbeitsplätze sind bedroht, vor allem in Österreich. „Für die Beschäftigten ist die Insolvenz ein Desaster“, sagt Martina Sönnichsen von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Allerdings hat die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines bereits Interesse an Piloten und Flugbegleitern gezeigt. Ein Sprecher teilte mit, dass man allein in Wien zwischen 500 und 600 Mitarbeiter suche. Für Niki-Mitarbeiter gibt es ein beschleunigtes Bewerbungsverfahren.

Einer schöpft sogar Hoffnung: Niki Lauda. Der Formel-1-Fahrer hatte Niki 2003 gegründet. Als Air Berlin sie 2011 als eigenständige Tochter übernahm, stieg er aus. Bereits am Bieterverfahren im September hatte er teilgenommen, jetzt meldet er wieder Interesse an, genauso wie die Thomas-Cook-Tochter Condor.

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