Ägyptische Justiz: Todesstrafe gegen Fußballfans bleibt

Ein Gericht in Kairo verurteilt elf Fußball-Fans abermals zum Tode. Sie waren 2012 an den blutigen Krawallen in Port Said beteiligt.

Fußballkrawalle in Ägypten

Bei den Krawallen von 2012 kamen mehr als 70 Fußballfans ums Leben. Foto: dpa

KAIRO ap/dpa/rtr | Ein ägyptisches Strafgericht hat die Todesurteile im Zusammenhang mit den blutigen Fußballkrawallen in der Stadt Port Said im Jahr 2012 bestätigt. 11 der 73 Angeklagten wurden in dem neu aufgerollten Verfahren am Dienstag abermals zum Tode verurteilt, 40 erhielten – teilweise in Abwesenheit – bis zu 15 Jahre Haft, der Rest wurde freigesprochen.

Die Todesurteile waren bereits im April dem Großmufti von Ägypten vorgelegt worden. Er ist die ranghöchste religiöse Autorität des Landes und muss in solchen Fällen angehört werden. Seine Position ist für das Gericht aber nicht bindend und wird nicht veröffentlicht. Gegen das Urteil können noch Rechtsmittel eingelegt werden.

Zu den Fankrawallen war es nach einem Spiel des Vereins Al-Masri aus Port Said gegen die Kairoer Mannschaft Al-Ahli gekommen. Die Krawalle gelten als die blutigsten Fan-Ausschreitungen der Geschichte des Landes. Bei der Randale kamen mehr als 70 Fußballfans ums Leben, etwa 1.000 wurden verletzt. Nach dem Spiel waren die Anhänger der siegreichen Heimmannschaft auf das Spielfeld gestürmt und hatten eine Massenpanik ausgelöst. Augenzeugen zufolge fühlten sie sich durch Plakate gegnerischer Fans beleidigt. Viele der Todesopfer wurden erdrückt, fielen von den Tribünen des Stadions oder wurden hinuntergestürzt.

Fußballspiele sind in Ägypten oft Ausgangspunkt von Krawallen. Der damalige Präsident Mohammed Mursi verhängte daraufhin in der Küstenstadt den Notstand. Die politische Stimmung war sehr aufgeheizt, da die Fans von Al-Ahli als Speerspitze der Rebellion gegen den Langzeitpräsidenten Husni Mubarak galten. Nach dem „Todesspiel“ von Port Said beschuldigten sie die Sicherheitskräfte, die Gewalt als Rache für ihre Rolle während der Revolution absichtlich zugelassen zu haben.

Kritik an Todesurteilen

Nach der Bestätigung der Todesurteile blieb es unter den Fußballfans am Dienstag zunächst ruhig. Bei Ausschreitung nach der ersten Urteilsverkündung 2013 hatte es mehr als 40 Tote gegeben. Damals waren 21 Menschen zum Tode verurteilt worden. Der Richterspruch wurde jedoch verworfen.

Ägypten steht derzeit international wegen seiner Todesurteile in der Kritik. In der kommenden Woche steht die endgültige Bestätigung des Todesurteils gegen den früheren Präsidenten Mohammed Mursi an. Die Entscheidung darüber war vergangene Woche einen Tag vor dem Deutschlandbesuch des ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi verschoben worden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.