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Affäre um Sexualstraftäter EpsteinDonald Trump unter Druck

Der US-Präsident will jetzt doch weitere Unterlagen aus den Epstein-Akten freigeben. Gleichzeitig geht er gegen einen Artikel vor, der ihn mit Epstein in Verbindung bringt.

Zwei Frauen mit einem Bild von Trump und dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein beim NoKings-Protest in Dallas, 14. Juni 2025 Foto: IMAGO/Jaime Carrero

Washington taz | Für US-Präsident Donald Trump wird der Name Jeffrey Epstein zu einem immer größeren Problem. Der verurteilte Investmentbanker und Sexualstraftäter, der vor knapp sechs Jahren tot in einer New Yorker Gefängniszelle gefunden wurde, hat in den vergangenen Wochen für große Unruhe unter Trump-Anhängern gesorgt.

Am Donnerstag folgte das nächste Kapitel der „Saga“ um Politik, Verschwörungstheorien und Sexualmissbrauch. Wie das Wall Street Journal berichtete, soll Trump im Jahr 2003 seinem langjährigen Weggefährten Epstein zu seinem 50. Geburtstag einen Brief mit der Zeichnung einer nackten Frau geschickt haben: zwei kleine Rundungen, die weibliche Brüste darstellen sollen, und Trumps Unterschrift „Donald“, die nach Angaben der Zeitung, Schamhaare imitieren solle. „Alles Gute zum Geburtstag – und möge jeder Tag ein neues, wundervolles Geheimnis sein.“ Mit diesen Worten beendete Trump das Geburtstagsschreiben.

Die Veröffentlichung des Briefs, der im Hinblick auf Epsteins Sexualmissbräuche durchaus geschmacklos erscheint, ist allerdings nicht das eigentliche Problem. Viel problematischer für Trump ist, dass die Epstein-Affäre ihn einfach nicht loslässt.

Trump bestreitet, Urheber des Briefes zu sein: „Das bin nicht ich. Das ist eine Fälschung. Es ist eine erfundene Wall-Street-Journal-Story“, sagte er gegenüber der Zeitung.

Die USA unter Trump

Im November 2024 gewann Donald J. Trump zum zweiten Mal eine Präsidentschaftswahl in den USA und amtiert seit Januar 2025 als 47. Präsident. Er treibt den Umbau öffentlicher Einrichtungen und einen Kurswechsel in der Außenpolitik voran.

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Trump droht mit Klage gegen Wall Street Journal

Bereits im Vorfeld hatte Trump mit rechtlichen Konsequenzen gedroht, sollte der Artikel veröffentlicht werden. Jetzt, wo er erschienen ist, erklärte Trump auf Truth Social, dass er das Wall Street Journal, das Medienhaus News Corp. sowie den Medienmogul Rupert Murdoch aufgrund des Artikels verklagen werde. „Die Presse muss lernen, ehrlich zu sein und sich nicht auf Quellen zu verlassen, die wahrscheinlich nicht einmal existieren“, hieß es in dem Post. Der Bericht sei ein weiteres Beispiel für „Fake News“.

In einem separaten Post nur wenig später erklärte der republikanische Präsident, dass er Justizministerin Pam Bondi damit beauftragt habe, vorbehaltlich etwaiger gerichtlicher Genehmigungen „alle relevanten Zeugenaussagen“ aus dem Grand-Jury-Verfahren zu Jeffrey Epstein vorzulegen. „Dieser von den Demokraten betriebene Betrug muss sofort ein Ende haben!“ Dieses Vorhaben dürfte jedoch nicht ganz einfach werden, da die Veröffentlichung von Zeugenaussagen aus einem geheimen Grand-Jury-Verfahren strengen rechtlichen Auflagen unterliegt.

Trumps größtes innenpolitisches Problem

Die Epstein-Affäre ist innerhalb weniger Wochen zu Trumps größtem innenpolitischen Problem herangewachsen. Verschwörungstheoretiker, MAGA-Anhänger und auch Trump selbst drängen seit Jahren auf die Veröffentlichung der sogenannten Epstein-Files, also der Dokumente, die das gesamte Ausmaß der Verbrechen darlegen sollen und mögliche weitere Beteiligte implizieren.

Sie vermuten, dass sich vor allem namhafte Personen aus der liberalen Elite der Gesellschaft darunter befinden. Doch nachdem Justizministerin Bondi zu Beginn von Trumps zweiter Amtszeit noch vollmundig erklärt hatte, dass Akten und Dokumente im Epstein-Fall auf ihrem Schreibtisch zur Untersuchung liegen würden, folgte vergangene Woche die Ernüchterung.

Das Justizministerium und die Bundespolizei FBI hätten keine Beweise dafür gefunden, dass Epstein eine Liste von möglichen Klienten besaß oder prominente Menschen aufgrund ihrer möglichen Kenntnisse erpresst habe. „Wir haben keine Beweise gefunden, die eine Untersuchung gegen nicht angeklagte Dritte rechtfertigen könnten“, hieß es in einer Erklärung.

Fall spaltet MAGA-Bewegung

Diese Mitteilung war für viele Menschen in der MAGA-Bewegung, darunter viele konservative Influencer nicht gut genug und führte zu einer Spaltung der Bewegung: Auf der einen Seite stehen die, die der Regierung glauben. Auf der anderen diejenigen, die Trump und seiner Regierung vorwerfen, etwas zu verheimlichen.

„Die Tatsache, dass die US-Regierung, die ich gewählt habe, meine Frage nicht ernst nahm und stattdessen sagte: ‚Fall abgeschlossen, halt die Klappe, Verschwörungstheoretiker!‘, war mir zu viel“, sagte der frühere Fox-News-Moderator und Trump-Unterstützer Tucker Carlson am vergangenen Freitag zum Thema.

Dass diese Positionen auch Trump nicht ganz kaltlassen, zeigen seine Reaktionen. Am Mittwoch bezeichnete er abtrünnige Anhänger als „Schwächlinge“, die auf demokratischen Bullshit hereinfallen würden. „Ich hatte in sechs Monaten mehr Erfolg als vielleicht jeder andere Präsident in der Geschichte unseres Landes, und alles, worüber diese Leute reden wollen, angestachelt von den Fake News und den erfolglosen Demokraten, ist der Jeffrey-Epstein-Schwindel“, postete Trump am Mittwoch.

Ob aufgrund des anhaltenden Interesses an der Epstein-Affäre in den kommenden Tagen und Wochen wirklich neue Dokumente von der Regierung veröffentlicht werden, ist nicht bekannt.

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3 Kommentare

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  • Da hat man ein wirklich anschauliches Beispiel dafür, was "Sumpf" im Politischen bedeutet. Guten Rutsch, Donald!

  • Die Law-and-Order und Familienwerte Parteider christlichen, ultrantationalen Rechten in den USA, die Pepublikaner, stemmt sich gegen die Veröffentlichung aller Akten. Trump läuft Amok gegen die eigene Parteibasis. Jetzt so tun als würde man sich bewegen aber niemand weis ob die rechtlichen Hürden die Veröffentlichung überhaupt erlauben. Hängt Trump bis zu den Spiten seiner viel zu orangen Ohren drin? Wer weiß..... In anderen Nachrichten: Wasser ist nass und getroffene Hunde bellen.

  • Wie tief Trump in den Epstein-Skandal verstrickt ist, weiß ich nicht. Ich bin aber davon überzeugt, dass er nur Unterlagen vorlegen lassen wird, die - bezogen auf ihn - ziemlich "sauber" aussehen werden. Dann würde es vom Wall Street Journal, das wohl mehr weiß, abhängen ob noch mehr ans Tageslicht kommt.