Agitprop: Anti-Deutsche ausgegrenzt

"Antiimperialistische" Demonstranten blockieren eine von der Gruppe Kritikmaximierung organisierte Vorführung des Claude-Lanzmann-Films "Warum Israel".

Linke gängeln Linke: das B-Movie in der Brigittenstraße. Bild: Miguel Ferraz

Eine linke Gruppe hat die Vorführung des Films "Warum Israel" von "Shoah"-Regisseur Claude Lanzmann im Hinterhof-Programmkino B-Movie gewaltsam verhindert. Einige Leute aus dem Umfeld des internationalistischen Zentrums B5 - einer antiimperialistischen Gruppe - versperrten rund 70 Besuchern den Weg zum Kino. B5 und B-Movie befinden sich im gleichen Gebäude in der Brigittenstraße. Beide Räume sind über den Keller miteinander verbunden. Sie teilen sich eine Toilette und haben eine gemeinsame Geschichte in dem ehemals besetzen Haus.

In einer Agitprop-Aktion spielten die B5-ler israelische Grenzposten, die an einem Checkpoint Arabern den Durchgang verweigern. Die Araber in ihrem "Spiel" waren die Kinobesucher, die Veranstalter - die politische Gruppe Kritikmaximierung - und B-Movie-Betreiber.

Bei den Kritikmaximierern, die den pro-israelischen Film zeigen wollten, handele es sich um anti-deutsche Rassisten, behauptet ein B5-ler. "Natürlich blockieren wir Rechte, natürlich machen wir ihnen unmissverständlich klar, dass sie bei uns nichts zu suchen haben", begründet er die Aktion. Die Auswahl des Films bestätige den Eindruck, dass die Kritikmaximierer eine bestimmte Politik verfolgten. Diese Leute seien Kriegsbefürworter, ergriffen einseitig Position für Israel und ignorierten die alltägliche Gewalt gegenüber den Palästinensern. Zu reden sei mit diesen Leuten nicht. "Wir müssen da eine Grenze ziehen", sagt er, "und die liegt da, wo rechtes und reaktionäres Gedankengut vertreten wird."

Auch Martin Schnitzer aus dem B-Movie sagt: "Mit denen kann man nicht reden" - und meint damit die B5-ler. "Da wir ja wissen, in welcher politischen Ecke sich die B5 befindet, haben wir uns schon gedacht, dass die nicht erfreut sind, wenn wir auch nur irgendwas zum Thema Israel machen." Aber die Vehemenz habe das B-Movie schon überrascht. Weil die Leute vom B-Movie eine Eskalation verhindern wollten, hätten sie sich entschlossen, die Veranstaltung abzusagen. Dem B-Movie gehe es um ein freies Filmprogramm. Dabei lasse es sich nicht von irgendwelchen Gruppen beeinflussen, sagt Schnitzer.

Vertreter von Kritikmaximierung lehnen die Zuschreibung "antideutsch" ab. "Wir sind eine politische Gruppe, die im weitesten Sinne eine emanzipatorische Politik verfolgt", behaupten sie. Auch seien sie nicht an solchen Konflikten interessiert. "Der Grundkonsens unserer Gruppe ist, dass wir uns von innerlinken Konflikten möglichst fernhalten, da linke Positionen in unserer Gesellschaft ohnehin schon marginalisiert sind", sagt ein Kritikmaximierer.

Er könne sich vorstellen, warum ihnen die B5-ler vorwürfen, antideutsch zu sein. Allerdings habe seine Gruppe seitdem "eine ganze Reihe anderer Aktionen gemacht". Man müsse sich vor Augen halten, was für eine Filmvorführung die B5-ler verhindert hätten, sagt eine Kritikmaximiererin: "Es war ein Film eines jüdischen Antifaschisten."

Wolfgang Seibert von der Jüdischen Gemeinde Pinneberg hat sich mit der Gruppe Kritikmaximierung solidarisiert. Für ihn handelt es sich bei den B5-lern um "wild gewordene Antizionisten". In diesem Fall könne man mit Recht von militanten Antisemiten sprechen.

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