„Akademikerball“ in Wien: Omas gegen Burschis

In Wien fand unter Protest und Polizeischutz wieder mal der „Akademikerball“ der FPÖ statt. Ex-Parteichef Strache blieb der Veranstaltung fern.

Leute mit Plakaten und Transparenten

Tanzen draußen mit: Omas gegen rechts in Wien Foto: Herbert P. Oczeret / dpa

WIEN taz | Die Omas gegen Rechts machten am Freitagabend gegen tanzende Burschenschafter mobil. Der traditionelle „Akademikerball“ in der Wiener Hofburg, ein Tummelplatz für schlagende Burschenschafter und am rechten Rand angesiedelte Politiker, ging diesmal aber ohne Zwischenfälle über die Bühne.

Mit 1.600 Polizisten zeigte die Exekutive präventiv geballte Präsenz und blieb damit nur knapp hinter der von den Veranstaltern auf 2.200 Teilnehmer geschätzten Gegendemonstration zurück. Aufgerufen hatte die Plattform Offensive gegen Rechts mit dem Motto „FPÖ-Burschiball blockieren“.

Veranstalter ist nämlich seit 2013 nicht mehr der Wiener Korporationsring der deutschnationalen Burschenschaften, sondern die FPÖ, die mit Parteichef Norbert Hofer prominent vertreten war. Der war bemüht, jede Begegnung mit einem anderen Ballgast zu vermeiden, nämlich Martin Sellner, dem Chef der „Identitären“. Hofer hat seinen Parteimitgliedern bei Drohung mit Ausschluss jeden Kontakt mit der rechtsextremen Gruppierung verboten.

Während in früheren Jahren Gesinnungsgenossen und -genossinnen wie Marine Le Pen oder der Niederländer Geert Wilders zum gesellschaftlichen Großereignis der Nationalen angereist kamen, blieben Promis aus dem Ausland diesmal aus. Auch Heinz-Christian Strache, vor einem Jahr noch als stolzer Vizekanzler der Festredner, ließ sich nicht blicken. Er hatte seinen großen Auftritt einen Abend zuvor beim Neujahrstreffen der neuen Gruppierung Die Allianz für Österreich (DAÖ), einer aus der FPÖ im Wiener Rathaus entstandenen Splittergruppe, deren Daseinszweck es ist, Strache bei den Wiener Wahlen im Herbst eine Plattform zu bieten.

Abschlusskundgebung bei klirrender Kälte

Strache, der vor Weihnachten „wegen parteischädigenden Verhaltens“ aus der FPÖ ausgeschlossen wurde, deutete zwar ein politisches Comeback an, ließ seine zahlreich erschienenen Fans bei der Veranstaltung aber noch zappeln. Auf eine feste Zusage ihres Idols, sich einmal mehr um den Bürgermeisterposten der Bundeshauptstadt zu bewerben, müssen sie noch warten.

Gern gesehener Gast in der Hofburg war hingegen Johann Gudenus, der Strache auf dem berühmt-berüchtigten Ibiza-Video als Dolmetscher für die falsche russische Oligarchin diente. Er war nach der Affäre, die im vergangenen Mai zum Platzen der Koalition mit der ÖVP geführt hatte, aus der FPÖ ausgetreten. Parteichef Hofer, Mitglied der Burschenschaft Marko-Germania zu Pinkafeld, beschied sich auf dem Ball mit einer kurze Rede: „Ihr seid der wahre, der harte Kern, auf den man auch weiter aufbauen kann“, sagte Hofer vor den rechten Ballgästen.

Einer einst von Jörg Haider und zuletzt von Strache ins Spiel gebrachten Idee, eine „neue Bürgerbewegung“ zu gründen, lehnt er ab. Er sieht vielmehr eine Verfestigung der Ideologie als Ziel: „Dass wir uns der Ideologie berauben lassen, nur um zu einer Bewegung zu werden, das war damals falsch und es wäre auch heute falsch“.

Gegen diese Ideologie trommelten und marschierten die durch ein weitreichendes Platzverbot auf Distanz gehaltenen Demonstranten unter denen die Omas gegen Rechts besonders zahlreich vertreten waren. Die Abschlusskundgebung bei klirrender Kälte verlief genauso friedlich wie der Demonstrationszug. Gewaltbereite Gruppen aus dem Ausland, die in vergangenen Jahren oft für Krawall gesorgt hatten, konnte die Polizei diesmal nicht entdecken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.