Aktion gegen Rüstungsexporte: „Für Frieden schwitze ich gerne“

Zwei Wochen lang sind Friedensaktivisten durch Deutschland gerannt. Am Samstag endet die Aktion in Berlin. Staffelläufer Günter Weber zum Hintergrund.

Drei Männer laufen durch ein Spalier

Günter Weber mit Staffelstab beim Auftakt in Oberndorf am Neckar Foto: dpa

taz: Herr Weber, Sie joggen bei 30 Grad durch Brandenburg. Ist das nicht anstrengend?

Günter Weber: Ja, schon, aber wenn man sich für den Frieden einsetzt, geht das nicht ohne Anstrengung. Da schwitze ich gerne und trinke einfach etwas mehr.

Sie nehmen an einem zweiwöchigen Staffellauf durch Deutschland teil, mit dem Friedensorganisationen gegen Rüstungsexporte demonstrieren. Das Motto: „Frieden geht“. Wie viele Etappen sind Sie selbst gelaufen?

Am ersten Tag habe ich in Oberndorf bei Heckler & Koch den Staffelstab übernommen und durfte ihn die ersten Kilometer tragen. Seit Donnerstag bin ich wieder dabei, da bin ich in Sachsen-Anhalt eine Strecke mit dem Fahrrad gefahren und 16 Kilometer gejoggt. Gerade bin ich noch mal 14 Kilometer gelaufen, und am Samstag mache ich zum Abschluss die komplette Strecke von Potsdam bis zum Bundestag. Das sind insgesamt 31 Kilometer.

Was genau wollen Sie damit erreichen?

Wir fordern, dass Rüstungsgüter und Kriegswaffen grundsätzlich nicht mehr exportiert werden dürfen. Wenn das nicht von heute auf morgen geht, fangen wir mit kleinen Schritten an, die die Regierung noch in dieser Legislaturperiode umsetzen könnte: Der Export an Staaten, die Menschenrechte verletzen und Kriege führen, muss sofort unterbunden werden. Jetzt sind wir da ja noch dabei, mit Lieferungen an die Türkei, nach Saudi-Arabien oder wohin auch immer.

56, ist Friedensaktivist und lebt in Friedrichs­hafen.

Die Bundesregierung handelt doch schon. Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD zum Beispiel vereinbart, keine neuen Exporte an Beteiligte des Jemen-Kriegs zu genehmigen.

Entscheidend ist aber die Praxis. Wir liefern ja immer noch an diese Länder, also scheint es Wege zu geben, trotz aller Klauseln weiterzuexportieren. Wenn man sagt, man liefert nicht mehr an kriegsführende Staaten, muss man auch schauen, dass das eingehalten wird.

Und warum wollen Sie am liebsten einen kompletten Exportstopp? Was spricht gegen Lieferungen an Länder wie Dänemark?

Theoretisch könnte man bei den Bündnispartnern eine Abstufung machen. Aber da eine saubere Grenze zu ziehen ist schwierig: Dänemark ja, Türkei nein, Frankreich vielleicht? Das funktioniert nicht und deshalb ist das Ziel richtig, gar keine Rüstungsexporte mehr zu machen. Das wäre konsequent zu Ende gedacht und es gäbe kein Hintertürchen mehr.

Warum glauben Sie, diesem Ziel ausgerechnet mit einem Staffellauf näherzukommen?

Mit dem Staffellauf haben wir quer durch Deutschland ganz viele Menschen vor Ort erreicht, die vorher nichts von der Aktion ­wussten. Viele davon haben sich überzeugen lassen und sind selber ein Stück mitgegangen. Auf manchen Etappen waren plötzlich nicht mehr 30 Menschen auf der Strecke, sondern 60 bis 100. Das ist das Entscheidende: Der Staffellauf funktioniert, weil er regional angebunden ist. An jedem Tag gibt es mehrere Etappenorte und an jedem Etappenort machen sich Menschen Gedanken über unser Thema.

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