Aktion gegen Zwangsprostitution in Peru: Großrazzia gegen sexuelle Ausbeutung

Die Polizei befreit fast 300 Frauen aus Bordellen und Bars. Mangelnde staatliche Präsenz und ein Bergbauboom sorgen in der Region für verheerende Verhältnisse.

Florierende Sexindustrie in ein einem illegalen Goldminen-Camp. Bild: ap

BERLIN taz | 293 Frauen, darunter sieben Minderjährige, hat die peruanische Polizei in einer Großrazzia am Wochenende im abgelegenen Amazonasbezirk Madre de Dios aus der Zwangsprostitution befreit. Fast sechzig Bordelle und Bars, in Polizeijargon "prostibares" genannt, wurden bei der großangelegten Razzia, an der über 400 Polizisten und ein gutes Dutzend Staatsanwälte teilnahmen, durchsucht und vier Zuhälter verhaftet.

Madre de Dios, ein Departament in der Amazonasregion, ist in Peru seit Jahren Synonym für den informellen Goldbergbau und für die Abwesenheit staatlicher Kontrollinstanzen. Zügelloser Raubbau an der Natur und schier unglaubliche soziale Verhältnisse haben erstmals vor einem Jahr den damaligen Umweltminister Antonio Brack Egg veranlasst, mit dem Militär anzurücken, um dem illegalen Raubbau einzudämmen.

Das, aber auch die Berichte von nationalen und internationalen Umwelt- und Sozialorganisationen haben dazu geführt, dass die Region in den letzten Monaten stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit geriet. Den Ausschlag für die Razzia könnte letztlich ein Bericht der konservativen Tageszeitung El Comercio Mitte September über die Prostitution Minderjähriger gegeben haben.

Von bis zu 1.100 Minderjährigen, die zur Prostitution gezwungen werden, war dort unter Berufung auf Teresa Carpio von der Kinderhilfsorganisation Save the Children die Rede. Organisierte Netzwerke sollen demnach minderjährige Mädchen aus den bitterarmen Regionen von Puno und Cuzco als Haushaltshilfen oder Angestellte anwerben und sie in die Amazonasregion schaffen, wo sie zur Prostitution gezwungen werden.

Gegen diesen Alltag der sexuellen Ausbeutung hat Save the Children Ende September die Kampagne "Die Zukunft Anitas" gestartet. Die Razzia scheint eine Reaktion darauf. Doch es ist nicht die Erste dieser Art, denn bereits im März wurden 69 Minderjährige aus Bordellen in der Region befreit. Ein Grundproblem sei, so der damalige Innenminister Miguel Hidalgo, die fehlende Präsenz staatlicher Institutionen.

Allerdings ist die Bergbaulobby in Peru auch überaus einflussreich, und deshalb haben es Umwelt- und Sozialorganisationen schwer, auf die vielen negativen Folgen des Bergbaus hinzuweisen. "Der Bergbau hat in vielen Städten wie Cajamarca eine Ausweitung der Prostitution nach sich gezogen", kritisiert Javier Jahncke von der Organisation Fedepaz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.