Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Grünes Licht für weiteren Impfstoff

Die europäische Arzneimittelbehörde empfiehlt, den Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson zuzulassen – nun eine Formsache. Deutschland meldet viele Neuinfizierte.

Impfstoff in Ampulle und Spritze - Herstellerlogo Johnson & Johnson im Hintergrund

Johnson & Johnson-Vakzin: die EU steht kurz vor der Zulassung eines vierten Covid-19-Impfstoffs Foto: Frank Hoermann/Sven Siomon/imago

Johnson & Johnson-Vakzin vor der Zulassung

Die Europäische Union steht kurz vor der Zulassung eines vierten Covid-19-Impfstoffs. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA gab am Donnerstag grünes Licht für den Einsatz des Vakzins von Johnson & Johnson (J&J). Der zuständige Ausschuss der EMA empfahl eine bedingte Zulassung des Impfstoffs für Personen ab 18 Jahren.

Die finale Entscheidung liegt bei der Europäischen Kommission, deren Zustimmung aber als Formsache gilt. Bereits in der EU zugelassen sind die Covid-19-Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca. Im Gegensatz zu diesen bietet das Vakzin von J&J den Vorteil, dass eine einmalige Impfdosis ausreichen soll statt zwei Dosen.

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Die Staatengemeinschaft hat sich bei dem Unternehmen für dieses Jahr insgesamt 200 Millionen Dosen gesichert. J&J hatte kürzlich erklärt, der Konzern erwarte, im zweiten Quartal mit der Lieferung der zugesagten Impfdosen beginnen zu können. Reuters hatte aber am Dienstag von einem EU-Vertreter erfahren, dass J&J mit Problemen kämpft, die die geplante Auslieferung von 55 Millionen Impfdosen im zweiten Quartal erschweren könnte.

In der vergangenen Woche habe J&J mitgeteilt, dass das Unternehmen wegen Problemen bei der Versorgung mit Impfstoff-Inhaltsstoffen und Ausrüstung „unter Stress“ steht, das vereinbarte Lieferziel bis Ende Juni zu erfüllen, sagte der Insider.

J&J hatte Ende Januar für das Mittel eine Wirksamkeit von 66 Prozent beim Schutz vor mittelschweren bis schweren Covid-19-Verläufen in seiner weltweiten Untersuchung mit rund 44.000 Teil­neh­me­r:in­nen gemeldet. Bei der Vorbeugung einer Krankenhauseinweisung war das Vakzin 14 Tage nach der Impfung zu 85 Prozent wirksam und nach 28 Tagen zu 100 Prozent. Der Impfstoff ist bereits in den USA, Kanada und Bahrain zugelassen.

Dänemark setzt AstraZeneca-Impfungen aus

Dänemark setzt die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca wegen möglicher Nebenwirkungen vorerst aus. Wie die dänische Gesundheitsbehörde am Donnerstag mitteilte, liegen ihr Berichte über „schwere Fälle der Bildung von Blutgerinnseln“ bei Geimpften vor.

Bisher sei laut der Behörde allerdings noch nicht abschließend geklärt, ob es einen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Gerinnungsstörungen gibt. Der Impfstoff von AstraZeneca soll auch in Deutschland eine wichtige Rolle dabei spielen, bis zum Herbst möglichst viele Bür­ge­r:in­nen gegen Covid-19 zu immunisieren.

14.356 Neuinfektionen gemeldet

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 14.356 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet – und damit 2.444 mehr als vor genau einer Woche. Das geht aus Zahlen des RKI vom Donnerstag hervor.

Auch die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen (Sieben-Tage-Inzidenz) stieg mit 69,1 im Vergleich zum Vortag (65,4) an. Die Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 04.50 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen sind möglich.

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Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 321 weitere Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 11.912 Neuinfektionen und 359 neue Todesfälle registriert.

Mit dem Wert von 69,1 am Donnerstagmorgen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz auch wieder über den Wert von vor genau vier Wochen: Am 11. Februar hatte die Inzidenz noch bei 64,2 gelegen. Die Zahl der neuen Ansteckungen in Deutschland war im Januar und Februar über Wochen deutlich zurückgegangen. Zuletzt stagnierte sie allerdings, was auch an der Verbreitung ansteckenderer Varianten liegen könnte.

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Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.532.947 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 72.810.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Mittwochabend bei 0,96 (Vortag 0,97). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 96 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. (dpa)

Wieler warnt vor nächster Welle

Ein Jahr nach der Erklärung einer Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in Deutschland nach Überzeugung des Robert-Koch-Instituts die dritte Coronawelle begonnen. „Wir haben ganz klare Anzeichen dafür: In Deutschland hat die dritte Welle schon begonnen“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler im Gespräch mit der UN-Journalistenvereinigung (ACANU) in Genf. „Ich bin sehr besorgt.“

Die strikte Anwendung von Schutzmaßnahmen wie Maske tragen und Abstand halten sei trotz Impfungen weiter dringend nötig.

Die Impfkampagne sei ein Wettlauf gegen das mutierende Virus. Die Ziellinie sei aber in Sicht: Wenn es keine Unterbrechungen wegen Produktionsausfällen oder aus anderen Gründen gebe, könnten bis Herbst 80 Prozent der Bevölkerung immun gegen das Virus sein. „Wenn das der Fall ist, können alle Maßnahmen aufgehoben werden“, sagte Wieler. Er geht davon aus, dass nach den ersten Impfrunden Auffrischungen nötig sind – in welchen Abständen, sei bislang unklar. (dpa)

Streit um Impfungen bei Haus­ärz­t:in­nen

Der Chef des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, hat die Verzögerung beim Start der Corona-Impfungen in den Haus­ärz­t:in­nen­pra­xen kritisiert. „Wir sind nicht nur bereit, wir scharren schon seit Wochen ungeduldig mit den Hufen“, sagte Weigeldt dem Deutschlandfunk am Donnerstag. Er könne nicht nachvollziehen, dass „man das Volk sozusagen im Lockdown hält“, statt es zu impfen. Die Impfzentren seien am Anfang sicher notwendig gewesen. In den Praxen könne aber schneller und besser geimpft werden.

Die Ge­sund­heits­mi­nis­te­r:in­nen von Bund und Ländern hatten sich am Mittwoch auf die Empfehlung geeinigt, mit den Corona-Impfungen in den Haus­ärz­t:in­nen­pra­xen routinemäßig Mitte April zu beginnen. Begründet wurde dies damit, dass noch nicht genügend Impfstoff für einen früheren Start zur Verfügung stehe. Zuvor war ein Impfstart in den Praxen Anfang April anvisiert worden. Die endgültige Entscheidung treffen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Län­der­che­f:in­nen auf Grundlage der Empfehlung der Gesundheitsminister:innen.

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, erwartet den Impfstart in Arztpraxen dagegen frühestens im Mai – und nicht wie von der Bundesregierung geplant spätestens ab dem 19. April.

Bei der Ge­sund­heits­mi­nis­te­r:in­nen­kon­fe­renz am Mittwoch sei entschieden worden, dass der Impfstoff zunächst weiter an die Impfzentren gehe, „sodass ich die Haus- und Fachärzte im April eher nicht im Impfgeschehen sehe, weil sie schlicht und ergreifend nicht genug Impfstoff bekommen werden“, sagte Gassen am Donnerstag im ZDF-“Morgenmagazin“. Er gehe davon aus, dass „wir auf diese Ressourcen wohl dann erst im Mai zurückgreifen können und es bei dem bisherigen Impftempo bleiben dürfte“.

Gassen zufolge habe die KBV angesichts des schleppenden Impfstarts damit gerechnet, dass die Ärz­t:in­nen schon „sehr viel früher“ in die Impfstrategie eingebunden würden. Fünf Millionen Impfungen könnten in den Praxen „ohne größere Anstrengungen“ pro Woche geleistet werden. Die Haus­ärz­t:in­nen könnten „das Impfen in hoher Frequenz und in großer Menge leisten – wenn sie den Impfstoff bekommen“, so Gassen.

Giffey warnt vor Aufweichung der Impfpriorisierung

Bundesfamilien- und Seniorenministerin Franziska Giffey (SPD) warnt derweil vor einer Aufweichung der Prioritätenlisten für die Corona-Impfungen zulasten älterer Menschen und anderer Risikogruppen. „Ältere Menschen müssen bei der Impfung ganz besonders im Blick bleiben, weil sie die am stärksten gefährdete Gruppe sind – so sieht es auch die Impfverordnung vor“, sagte Giffey der „Augsburger Allgemeinen“ (Donnerstag). Diese Priorisierung habe sich bereits jetzt bewährt: Die schnelle Impfung in Pflegeeinrichtungen zeige Wirkung.

„Stand heute haben über 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner in den Einrichtungen die erste Impfung erhalten, was die Situation enorm verbessert hat“, betonte die Ministerin. Die Impf-Fortschritte öffneten dort sehr konkrete Perspektiven auf ein Stück Normalität durch mehr Kontakte und Besuche. Dass der Impfstoff von AstraZeneca nun auch für über 65-Jährige freigegeben werden solle, bringe „noch mehr Dynamik in den Impfprozess“. Giffey appellierte an alle älteren Menschen, die Möglichkeit der Impfung zu nutzen.

Zuvor hatten mehrere Ärz­t:in­nen­ver­tre­ter gefordert, Ärz­t:in­nen­pra­xen sollten bei Beteiligung an den Massenimpfungen selbst über die Impfreihenfolge entscheiden dürfen, da sie am besten über die Pa­ti­en­t:in­nen Bescheid wüssten.

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