Allah-Alarmismus in Bremen: Eine Schule bangt um ihren Ruf

Eine Bremer Schule wehrt sich gegen den Vorwurf, Salafisten in ihren Reihen zu haben: Radikale Tendenzen hielten sich in Grenzen.

Ein Koran in der Tasche macht noch keinen Salafisten. Bild: dpa

BREMEN taz |Das Bremer Schulzentrum Walle ist um Schadensbegrenzung bemüht. Von Salafisten unter den dortigen Oberstufenschülern war am Mittwoch im Lokalteil der Bild-Zeitung die Rede, einen Tag später zog der Weser-Kurier nach und schrieb von „demokratiefeindlichen, radikal-fundamentalistischen“ Äußerungen einer Handvoll Schüler, die darauf schließen ließen, dass sie den Salafisten zuzuordnen seien.

Rund 300 davon soll es in Bremen geben, auch in der Nähe des Schulzentrums Walle, im „Kultur & Familien Verein“ (KUF) in Gröpelingen, der vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Prediger der Vereins-Moschee stehen im Verdacht, sich für die Errichtung eines Gottesstaates starkzumachen. „Ob es aber ein Problem am Schulzentrum Walle gibt, können wir nicht sagen – wir observieren keine Schulen“, heißt es bei der Bremer Innenbehörde.

Das sei auch nicht nötig, sagt Schulleiter Matthias Möller: „Es sind an unserer Schule Sprüche einzelner Schüler gefallen, die radikale Tendenzen aufweisen, aber ob es sich bei ihnen um Salafisten handelt, weiß niemand.“ Die SchülersprecherInnen Arna Erdogan und Gizem Albay sind überzeugt: „Es gibt hier keine radikalen Islamisten“, sagt Albay.

„Wir alle sind doch jung, da fallen auch mal dumme Sprüche.“ Beide fürchten um den guten Ruf ihrer Schule: „Wir nehmen den Auftrag ’Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage‘ sehr ernst.“Das sieht auch Bremens Bildungssenatorin Eva Quandte-Brandt so, die am gestrigen Donnerstag an einer Versammlung der Schule in Walle teilnahm, um sich selbst ein Bild zu machen. „Diese Schule ist richtig gut aufgestellt“, sagte sie anschließend und lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Schulleitung und Schülervertretung.

Im Rahmen des Zukunftstags besuchte ich gestern die taz in Bremen. Nach der Redaktionskonferenz entschied ich mich dafür, Redakteurin Simone Schnase zum Schulzentrum nach Walle zu begleiten, wo sich die Schülervertretung, der Schulleiter und die Bildungssenatorin zum Thema Salafismus äußerten.

Mir erschien es dort so, als wären die Antworten von Schulleiter Möller, der Schülervertretung und der Senatorin Quante-Brandt vorher abgesprochen gewesen, da der Schulleiter, die Schülervertretung und die Senatorin alle das Gleiche antworteten. Sie meinten, ihre Schule sei toll und es gäbe dort keine Probleme. Das fand ich ein wenig komisch und unglaubwürdig. (Nils Ewert, 11 Jahre)

Kontaktbeamtin und Staatsschutz

Ganz so begeistert gibt man sich bei der Innenbehörde nicht. Dass die Schule vor zwei Jahren einen Islamwissenschaftler des Verfassungsschutzes eingeladen hat, um einen Vortrag zu halten, sei unbedenklich gewesen, sagt Behördensprecherin Rose Gerdts-Schiffler: „Das war eine informative und präventive Veranstaltung, die es an vielen Schulen gibt.“

Allerdings habe sich die Schule erst vor zwei Wochen an eine „Kontaktbeamtin“, also eine Polizistin gewandt, damit die einmal nach dem Rechten schaue: „Die Beamtin hat ihre Erkenntnisse dem Staatsschutz mitgeteilt – und das wird sie nicht ohne Grund getan haben“, so Gerdts-Schiffler. Noch gebe es allerdings keine Ergebnisse.

Schulleiter Möller spricht von einem „ganz normalen Austausch zwischen der Kontaktpolizistin und uns, der regelmäßig stattfindet.“ Gleichwohl räumt er ein, radikale Äußerungen ernst zu nehmen: „Wir wären damit allerdings lieber ohne diese große mediale Aufmerksamkeit umgegangen.“

Zum Beispiel durch besseres Verständnis: „Mit dem Landesinstitut für Schule und der Uni planen wir eine Lehrerfortbildung zum Thema interkulturelle Kommunikationskompetenz.“ Die müsse dringend standardisiert werden.

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