piwik no script img

Amthor-Mitarbeiter verlässt VerbindungBursche steigt aus

Nach einem taz-Bericht zieht Digital-Staatssekretär Philipp Amthor die Notbremse. Sein Büroleiter muss die rechte Burschenschaft verlassen.

Philipp Amthor, hier im Gespräch mit einem Journalisten Foto: Christoph Soeder/dpa

Bislang schützte Staatssekretär Philipp Amthor (CDU) seinen Büroleiter, nachdem die taz über dessen Mitgliedschaft in einer extrem rechten Burschenschaft berichtete. Nun aber erklärte Amthor, Sandro M. sei nicht länger „Alter Herr“ der Verbindung Markomannia Aachen in Greifswald. Der langjährige Leiter seines Büros sei „inzwischen ausgetreten“, so Amthor am Dienstag gegenüber der taz.

Am Montag hatte die taz auf die Mitgliedschaft in der Markomannia verwiesen. In der Burschenschaft aus Mecklenburg-Vorpommern ist auch der AfD-Landtagsfraktionsvorsitzende Nikolaus Kramer aktiv, sowie der rechtsextreme Publizist Martin Sellner als Referent geladen gewesen. Die Mitgliedschaft ordnete Amthor zunächst noch als „private Lebensgestaltung“ ein. Die politische Brisanz dürfte zum Nach- und Umdenken geführt haben.

Die Markomannia legt ihre politische Ausrichtung fast gänzlich offen. Sie tritt ein für „Ehre, Freiheit, Vaterland“, beklagt „zeitgeistlichen Bildersturm“ gegen rechts-nationale Dichter, warnt vor Identitätsverlust und interessiert sich für „Remigration“. An Nazi-Jargon erinnernd, berichtet sie auf Social Media an eine „Ostlandfahrt“ ins heutige Polen: „Alljährlich fahren wir in die Ostgebiete, um am malerischen Dadaisee zu weilen, der vertriebenen Deutschen zu gedenken und die gefallenen Soldaten zu ehren, (…) die im Verteidigungskampf gegen die vorrückende Rote Armee fielen.“

Verschiedene Recherchen zu der schlagenden Verbindung von der Autonomen Antifa Freiburg und Team Webmoritz haben die Kontakte schon früh offenbart. Kritische Nachfragen der taz versuchte aber nicht nur Amthor herunterzuspielen, auch M. teilte mit, dass er sich nicht an der taz-Berichterstattung „beteiligen wird“.

Amthor begrüßt Austritt

Den Austritt von S. begrüßt Amthor jetzt ausdrücklich. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Greifswald führt gegenüber der taz aus, „dass frühere Privatentscheidungen für die Mitgliedschaft in einer Vereinigung im Zuge von deren späterer Entwicklung durchaus auch zu politischen Fragen werden können“. Amthor versichert mittlerweile, dass es „völlig inakzeptabel“ sei, „wenn Gruppierungen offenkundige Rechtsextremisten wie Martin Sellner salonfähig machen“. Der Austritt wäre auch eine Abgrenzung zur AfD.

Dem Landesvorsitzenden der Linken, Hennis Herbst genügt diese Entscheidung nicht: „Der Fall zeigt erneut, wie eng CDU und AfD in Mecklenburg-Vorpommern bereits verflochten sind. Von Philipp Amthor erwarte ich, dass er sich sofort von seinem Büroleiter trennt und seinen Rücktritt als Staatssekretär erklärt“. Die Grüne Bundestagsabgeordnete Karoline Otte findet auf Facebook nicht minder skandalös, dass der sich etwas „knuffig“ gebende Amthor so einen Mitarbeiter beschäftigt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • So so, nun hat Amthor also reinen Tisch gemacht!? Toll. Der "Bursche" ist nun formal kein Mitglied der rechtsextremen Gruppe mehr und selbstverständlich hat sich seine Gesinnung im gleichen Augenblick demokratisiert, er ist nun neutral und fair - wie sich das gehört. Welch eine Farce!!! Amthor hätte den Kerl feuern müssen. Allein das hätte (hätte!!!!) man vielleicht akzeptieren können. Doch das hat er eben nicht gemacht - ein linksgrün versiffter Schuft, wer dabei Schlechtes denkt....

  • Noch eine Frage: Hat der Herr M. eigentlich mit dem Austritt bei den Rechten aufgehört selbst rechts zu sein? Ach so läuft das! Dann ist ja alles in Butter, Herr Amthor!

  • Und was ändert jetzt dieser Austritt am rechtsextremen Gedanken gut des Sandro? Und was ändert es daran, dass der AfD Fan Amthor, diesen seinerseits Nazi Fan, als Mitglied einer rechtsextremen, menschenverachtenden und Nazis verherrlichenden Organisation unter vollumfänglichen Wissen darüber, schließlich eingestellt hatte.

    Das einzige, was wirklich authentisch wäre, was der Rechtspopulist am Tor jetzt tun könnte, wäre eine Entlassung und ein eigener Rücktritt.

    Aber dafür müssten wir immer noch in einem nie-wieder Deutschland leben, in dem Nazis und rechtsextreme Menschen nicht normalisiert wären…

  • Ich finde es immer wieder beeindruckend, mit welcher Rotzigkeit Politiker dieser Tage über solche Dinge hinweggehen. Ein rechtsradikaler Büroleiter ist genausowenig Privatsache wie Jette Nietzards ACAB-Pullover es war. (Und in diesem Fall hat die ganze CDSU nach Teer und Federn geschrien, btw) So ein "Benehmen" trägt in meinem Fall massgeblich zu Politikerverdrossenheit bei. Nur weiter so, Amthor und Co, dann stellen wirklich bald Nazis den Bundeskanzler. Und nachher waren wieder mal die doofen Wähler schuld.



    P.S. Amthor (in einem anderen Artikel) als Berufsjugendlichen zu bezeichnen finde ich eine steile Aussage! Wohl eher frühvergreister Mitdreissiger.

  • a, dann ist ja alles gut.



    Kann passieren.



    Jeder war mal jung und leichtsinning, nicht wahr ?

    Und die Mitgliedschaft hatte natürlich nichts mit der Gesinnung zu tun sondern war ein pures Versehen.

    • @Bolzkopf:

      Herr A. hat ihm die Flausen gründlich "rausgequasselt" - das kann der gut. Mir wird immer ganz schwindlig, wenn ich dem zuhöre.

  • Soso, der Eintritt in die Burschenschaft war also "eine Privatentscheidung" und der Austritt eine "Abgrenzung zur AfD".



    Nun ja, Herr Amthor ist bleibt halt die Geheimwaffe der CDU gegen die AfD. Nun erhält Herr Amthor aber ausgerechnet durch einen Vertreter eben dieser Partei Rückdeckung.



    www.nordkurier.de/...igt-amthor-3854678

  • Ja wie? Austreten? Bei den Buchsen?



    Das wäre mir - Onkel Großonkel Buchsen -



    Neu! Das ist ein Bund für’s Leben! Wollnich



    Da - kannste nicht austreten!



    Schlicht - a Fake •

  • Ja gut, wenn er ja jetzt ausgetreten ist, dann ist ja alles gut. *zwinkerzwonker*