Anerkennung für syrische Opposition: „Marsch auf Damaskus“

Auch Großbritannien erkennt das syrische Oppositionsbündnis offiziell an. In der Hauptstadt Damaskus gibt es weiterhin heftige Kämpfe.

In Trümmer geschossen: Vorort von Damaskus. Bild: reuters

LONDON/BEIRUT rtr | Großbritannien hat am Dienstag offiziell das neu geschmiedete syrische Oppositionsbündnis anerkannt. Die britische Regierung erachte die Nationale Koalition der Oppositionskräfte und der Syrischen Revolution als einzige legitime Vertretung des syrischen Volkes, sagte Außenminister William Hague vor dem Parlament in London. Diese Anerkennung dürfte es der Opposition erleichtern, Hilfsmittel und Waffen zu erhalten.

Großbritannien habe aber noch keine Entscheidung über eine Lieferung von Waffen an die Rebellen getroffen, betonte Hague. Frankreich hatte das Oppositionsbündnis bereits vergangene Woche anerkannt. Am Montag hatte die Europäische Union erklärt, sie betrachte das Bündnis als legitime Vertretung der Bevölkerung. Die USA haben der Koalition ihre Unterstützung signalisiert, ohne sie aber formell anzuerkennen.

In Syrien gingen die Kämpfe unvermindert weiter. Die Rebellen feuerten in der Hauptstadt Damaskus zwei Granatensalven auf das Informationsministerium. Der Beschuss habe Sachschaden angerichtet, verletzt worden sei niemand, berichtete das staatliche Fernsehen. Verantwortlich seien "Terroristen". Mit diesem Begriff bezeichnet die Führung um Präsident Baschar al-Assad die Aufständischen, die seit vergangenem Jahr seinen Sturz betreiben.

Der Oppositionelle Samir al-Schami sagte Reuters per Skype, die Rebellen hätten vom Süden der Stadt mehrere Granaten Richtung Zentrum abgeschossen. Sie seien außerhalb des Ministeriums eingeschlagen. "Es ist kein Rauch aufgestiegen, wir haben auch keine Krankenwagen gesehen", sagte Schami. Möglicherweise habe der Angriff einem Fußballstadion in der Nähe gegolten, wo die Rebellen einen Armeestützpunkt vermuteten. Vielleicht hätten die Rebellen einen Beschuss durch Assads Soldaten erwidert, sagte Schami.

Mehrere Aufständische berichteten, die Granaten seien von Daraja aus abgefeuert worden. Dieses im Südwesten von Damaskus gelegene Viertel hatten die Regierungstruppen tagelang aus der Luft bombardiert. Seither ist Daraja Schauplatz heftiger Gefechte. Die Rebellen halten Stellungen vor allem am Stadtrand im Süden und in zahlreichen Vororten von Damaskus. Innerhalb der Hauptstadt greifen sie vor allem Regierungsgebäude mit Granaten und Autobomben an.

Bei Gefechten zwischen islamistischen Rebellen und Milizionären einer Kurden-Partei sind in Syrien nach Angaben eines Aktivisten 36 Kämpfer getötet worden. Nach dem Bericht aus der nördlichen Provinz Al-Hassake vom Dienstag verlor die islamistische Al-Nusra-Front bei dem Gefecht in dem Ort Ras al-Ain an der Grenze zur Türkei 16 Kämpfer. Auf der Seite der Kurden-Partei PJD seien 20 Bewaffnete gestorben.

Die Partei ist der syrische Ableger der Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die in der Türkei verboten ist. Oppositionelle behaupten, sie kooperiere seit dem Beginn des Aufstandes in Syrien mit dem Regime von Präsident Baschar al-Assad.

Die Al-Nusra-Front, der auch Kämpfer aus anderen arabischen Staaten angehören, habe nach dem Gefecht Verstärkung aus den Provinzen Idlib und Aleppo erhalten, so dass mit weiteren Kämpfen zu rechnen sei.

Arabische Stämme in Al-Hassake versuchen zu verhindern, dass die Kurden-Parteien die Bürgerkriegswirren nutzen, um in der Region ein Autonomiegebiet einzurichten, vergleichbar mit dem Autonomiegebiet der Kurden im Nordirak. (dpa)

Assads Truppen bereiten sich offenbar auf verstärkte Angriffe der Aufständischen in dieser Woche vor, die die Rebellen zur "Woche des Marsches auf Damaskus" ausgerufen haben. So wurden zusätzliche Kontrollposten rings um die Stadt eingerichtet und in einigen Vierteln die Bewegungsfreiheit der Anwohner weiter eingeschränkt.

Die Revolte in Syrien, die vor zwanzig Monaten als friedliche Massendemonstrationen begann, hat sich zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet, in dem nach Angaben der Opposition bislang mehr als 38.000 Menschen getötet wurden.

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