Angeklagter im NSU-Prozess: Wohlleben sagt aus

Nach Beate Zschäpe äußert sich nun auch Ralf Wohlleben im NSU-Prozess. Die Aussage soll ihn nach Auskuft seiner Anwältin entlasten.

Ralf Wohlleben im Gerichtssaal

Auch er bricht sein langjähriges Schweigen: der ehemalige NPD-Funktionär Ralf Wohlleben. Foto: reuters

MÜNCHEN dpa/rtr | Im NSU-Prozess hat nach Beate Zschäpe nun auch der mutmaßliche Terrorhelfer Ralf Wohlleben sein Schweigen gebrochen. Vor dem Oberlandesgericht begann er am Mittwochvormittag damit, eine Aussage zu verlesen. Im Gegensatz zu Zschäpe spricht er selbst. „Seine Aussage ist ein Akt der Notwehr gegen Lügen und Unterstellungen“, sagte die Rechtsanwältin des früheren NPD-Funktionärs, der die rechtsextreme NSU-Gruppe bei Morden unterstützt haben soll.

Die Bundesanwaltschaft wirft Wohlleben Beihilfe zum Mord vor. Er soll Waffen für den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) beschafft haben. Wohlleben sitzt wie Zschäpe seit 2011 in Untersuchungshaft.

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe hatte in der vergangenen Woche von ihrem Anwalt eine ausführliche Erklärung verlesen lassen und darin jede Beteiligung an den Morden bestritten. Ihre Freunde Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, die sich bei ihrer Enttarnung umbrachten, hätten die Taten allein begangen und ihr jeweils erst im Nachhinein davon berichtet, ließ Zschäpe von ihrem Verteidiger erklären.

Den Ermittlungen zufolge ermordete die Gruppe binnen zehn Jahren neun Männer griechischer und türkischer Abstammung sowie eine Polizistin. Außerdem sollen die Extremisten Bombenanschläge und Raubüberfälle begangen haben.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

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