Angriff auf das Bundestagsnetz: Ein Link in der Mail

Das Ausmaß der Attacke auf das Netz des Bundestags ist noch immer unklar. Der Angriff soll durch eine Mail mit Link zu Schadsoftware erfolgt sein.

Gitterzaun vor dem Bundestag

Die Sicherheitsmaßnahmen des Bundestages sind zu durchlässig. Foto: dpa

BERLIN dpa | Das Computersystem des Bundestages soll nach Erkenntnissen von Ermittlern mit Hilfe von E-Mails angegriffen und mit Schadsoftware infiziert worden sein. Demnach gebe es konkrete Hinweise, wonach ein Link per E-Mail an mindestens zwei Computer im Bundestag verschickt worden war, schrieb die Welt.

Der Link führte zu einer Webseite, die mit Schadsoftware präpariert war. Dieses Programm soll sich dann heimlich auf den Bundestagscomputern installiert haben.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder bezeichnete die Probleme in der Neuen Osnabrücker Zeitung als „ernsten Vorgang“. „Der Angriff macht das Bedrohungspotenzial solcher Attacken auf unser Leben insgesamt deutlich“. An diesem Freitag befasst sich der Bundestag mit strengeren Internet-Sicherheitsvorschriften für wichtige Unternehmen wie Banken, Energieversorger oder Verkehrsunternehmen. Der zeitliche Zusammenhang mit dem Cyber-Angriff ist zufällig.

Nach bisherigen Erkenntnissen des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) handele es sich bei der Schadsoftware um einen Trojaner, der in ähnlicher Form bereits seit Monaten bei Hackerattacken in mehreren Ländern zum Einsatz kam. Es soll sich um ein Programm handeln, das mutmaßlich von russischen Hackern entwickelt wurde.

Alter Bekannter

Der Trojaner soll außerdem bereits beim Cyberangriff auf den französischen TV-Sender TV5 Monde im April eingesetzt worden sein. Damals hatten sich radikale Islamisten im Namen des „CyberKalifats“ zu der Attacke bekannt.

Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) teilte den Abgeordneten mit, in den vergangenen beiden Wochen seien keine weiteren Daten abgeflossen. „Das bedeutet nicht, dass der Angriff endgültig abgewehrt und beendet wäre“, ergänzte er aber. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, dass dieser „allerdings beachtliche, massive Angriff“ auf das Datensystem mit Erfolg bewältigt werden könne. Er schloss jedoch nicht aus, dass ein „Aufbau von neuen Teilen der Architektur des Netzes“ notwendig werden könnte.

Nach Informationen der Berliner Zeitung wurde der Bundestag schon am 21. Mai über das Ausmaß des Cyber-Angriffs informiert. Im Protokoll einer Sitzung der Bundestags-Kommission für Informations- und Kommunikationstechniken (IuK-Kommission) werde BSI-Präsident Michael Hange mit den Worten zitiert, „die Auswertungen hätten bislang ergeben, dass es dem Angreifer gelungen sei, Administrationsrechte für die gesamte Infrastruktur zu erhalten. (...) Schutzmaßnahmen griffen nur noch eingeschränkt.“

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