Anonyme Internetzugänge in Diktaturen: 100 Millionen Dollar für die Freiheit

Die USA haben in den vergangenen Jahren immense Summen für sichere Internet-Projekte in Regimen ausgegeben. Man setzt vermehrt auf „digitale Diplomatie“.

Digitales US-Projekt „Panik-Knopf“: Im Fall einer Festnahme kann ein politischer Aktivist schnell die Kontaktdaten im Handy löschen. Bild: TimToppik/photocase.com

MÜNCHEN dpa | Das US-Außenministerium hat in den vergangenen Jahren mehr als 100 Millionen Dollar für die Sicherung des Internet-Zugangs in Ländern mit autoritären Regimen ausgegeben. Es gehe darum, dass Menschen sicher und anonym kommunizieren können, auch wenn eine Regierung die Netze abschalte, sagte US-Diplomat Alec Ross am Sonntag auf der Innovationskonferenz DLD13 in München. Er beriet in den vergangenen vier Jahren die bisherige US-Außenministerin Hillary Clinton. Die Zahl „digitaler Diplomaten“ im amerikanischen Außenamt sei von ursprünglich 2 auf zuletzt 155 gestiegen, sagte Ross.

Online-Dienste wie Twitter oder Facebook haben eine große Rolle bei den Umbrüchen in Ländern wie Ägypten oder Libyen gespielt. Das Internet schaffe einer neue Art von politischen Bewegungen: „Es gibt kein Gesicht eines Anführers, das man auf ein T-Shirt packen könnte.“ Insgesamt sieht Ross in der Politik einen Machtwechsel von Bürokraten hin zu vernetzten Menschen.

Ross erzählte in München von zwei US-Projekten für Länder mit autoritären Regimen. Eins ist ein „Panik-Knopf“ fürs Handy. Im Fall einer Festnahme kann ein politischer Aktivist mit Hilfe dieser Software schnell den Inhalt seines Adressbuchs und die SMS-Mitteilungen löschen. „Die Informationen im Handy waren für die Behörden oft wie ein Wegweiser.“

Das zweite Projekt ist „Internet aus dem Koffer“: Eine kompakte Anlage, die schnell einen autonomen Netz-Zugang herstellen kann. Solche Koffer könnten sich bereits in Ländern befinden, wo der Internet-Zugang bedroht ist. „Denn auf der ersten Seite des Ratgebers für Diktatoren steht: Im Fall von Unruhen muss man das Internet abschalten“, erklärte Ross.

Früher habe die CIA Waffen für Aufständische geschmuggelt und heute seien es Internet-Zugänge, merkte Ross' Münchner Gesprächspartner, New York Times-Journalist Nick Bilton, an. Bei der Konferenz DLD („Digital Life Design“) tauschen sich seit Sonntag Unternehmer, Experten, Investoren und Medienvertreter über Internet-Trends und Entwicklungen der Digitalisierung aus.

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