Anschlag auf Nord Stream 2: Alle Mitglieder des Sabotagekommandos identifiziert
Laut Recherchen von SZ, Zeit und ARD verdichten sich Hinweise auf staatliche Beteiligung. Ein Verdächtiger soll ein gefallener ukrainischer Soldat sein.

Wie die Medien weiter berichten, soll das Kommando nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft aus einem Skipper, einem Koordinator – dem kürzlich in Italien festgenommenen Serhii K. -, einem Sprengstoffexperten und vier Tauchern bestanden haben. Ein Mitglied der Gruppe, der mittlerweile getötete ukrainische Soldat Wsewolod K., erhielt demnach im vergangenen Jahr bei der Bundeswehr im bayerischen Wildflecken eine militärische Ausbildung.
Die Ermittlungen erhärten dem Bericht zufolge zudem den Verdacht, dass die Gruppe den Anschlag mit Hilfe von ukrainischen Behörden ausführen konnte. So seien die Verdächtigen mit ukrainischen Original-Pässen durch Polen nach Deutschland gereist, die allerdings falsche Namen enthielten. Einer der Verdächtigen sei zudem im Sommer vergangenen Jahres in einem Auto des ukrainischen Militärattachés aus Polen in die Ukraine gebracht worden, um einer Festnahme zu entgehen. Offiziell streitet die eine Beteiligung ab.
Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern. Erst vergangene Woche hatte die Bundesanwaltschaft in Italien den 49-jährigen Serhii K. festnehmen lassen. Dieser sei der mutmaßliche Koordinator Kommandos, teilte die Behörde mit. Italien verweigert bislang die Auslieferung des Mannes nach Deutschland. Die Bundesanwaltschaft wollte sich auf taz-Nachfrage nicht zu den neu bekannt gewordenen Erkenntnissen äußern, bestätigte aber, dass Serhii K. sich weiter in Italien aufhielt.
DNA-Spuren auf der Segelyacht Andromeda
Die Nord-Stream-Pipelines unter der Ostsee waren für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden. Im September 2022 wurden sie durch Sprengsätze schwer beschädigt. Die Leitungen waren damals nicht in Betrieb. Russland hatte die Gaslieferungen über Nord Stream 1 bereits kurz zuvor gestoppt – mutmaßlich als Reaktion auf die westlichen Sanktionen angesichts des russischen Einmarschs in die Ukraine. Nord Stream 2 ging nie in Betrieb.
Im Oktober 2022 übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wegen der Sabotageaktion. Wie sie bei der Festnahme von K. mitteilte, platzierte das Kommando Sprengsätze in der Nähe der dänischen Insel Bornholm an den Leitungen. Für den Transport habe das Kommando eine Segelyacht genutzt, die von Rostock aus startete. Auf der Yacht „Andromeda“ fanden die Ermittler demnach zahlreiche DNA-Spuren zu den nun Tatverdächtigen.
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