Anschlagsserie in Saudi-Arabien: Fünf Tote in Medina

Unbekannte Angreifer zünden Bomben an drei Orten im sunnitisch regierten Königreich, auch an einer der heiligsten Stätten des Islam.

Eine Explosion mit Rauch im Hintergrund, im Vordergrund eine Menschenmasse

Nach dem Anschlag vor der Moschee mit dem Grab des Propheten Mohammed in Medina Foto: reuters

DUBAI ap | Saudi-Arabien ist am Montag von einer Anschlagsserie erschüttert worden. Der folgenschwerste Gewaltakt ereignete sich vor der Moschee mit dem Grab des Propheten Mohammed in Medina, eine der heiligsten Stätten im Islam: Ein Attentäter riss dort am Abend vier Sicherheitskräfte mit in den Tod.

Ähnliche Attacken gab es zuvor vor einer schiitischen Moschee in Katif im Osten und nahe des US-Konsults in Dschidda im Westen des Landes. Zu Schaden kamen dabei nur die Attentäter. Die Anschlagsserie löste in der arabischen Welt prompt die Sorge vor Versuchen einer systematischen Destabilisierung des Königreichs aus.

Vor der Moschee mit dem Grab Mohammeds in Medina hatten sich viele Gläubige zum Abendgebet im Fastenmonat Ramadan versammelt, als es zu dem Zwischenfall kam. Örtlichen Medien zufolge hatte der Attentäter das Gotteshaus im Visier. Das Innenministerium meldete, der Mann habe das Misstrauen der Sicherheitskräfte erregt und sich dann auf einem anliegenden Parkplatz in die Luft gesprengt. Etliche Autos hätten Feuer gefangen, dicke Rauchwolken stiegen über dem Explosionsort auf.

Die weitläufige Moschee wird jedes Jahr von Millionen von Muslimen als Teil ihrer Pilgerreise nach Mekka besucht. Der 25-jährige Altajeb Osama war fürs Abendgebet auf dem Weg zu dem Gotteshaus, als er innerhalb von einer Minute zwei starke Knallgeräusche hörte. „Es war sehr schockierend, dass so etwas an solch einem heiligen Ort für Muslime passiert, dem zweitheiligsten Ort der Welt. Das ist kein Akt, der den Islam repräsentiert“, erklärte Osama. „Die Leute hätten sich nie vorstellen können, dass das hier passiert.“

Der Angreifer kam ums Leben

Der südafrikanische Pilger Qari Ziyaad Patel berichtete ebenfalls, die Explosion sei genau zum abendlichen Fastenbrechen erfolgt und habe sich angehört, als ob das ganze Gebäude zusammenstürze.

In der Nacht zum Montag zündete in Dschidda ein Attentäter unweit des US-Konsulats seinen Sprengstoffgürtel, nachdem das Wachpersonal auf ihn aufmerksam wurde und auf ihn zukam, wie der Sprecher des Innenministeriums, Mansur al-Turki, sagte. Der Angreifer kam ums Leben, zwei Wachmänner wurden leicht verletzt. Später wurde der Attentäter von den Behörden als pakistanischer Staatsbürger mit Wohnsitz im Königreich identifiziert.

Am Abend sprengte sich ein Angreifer in Katif im Osten des Landes nahe einer Moschee in die Luft. Zudem sei dort eine Autobombe explodiert, sagte Bewohner Mohammed al-Nimr der Nachrichtenagentur AP. Bis auf den Attentäter selbst sei aber niemand getötet und auch niemand verletzt worden.

Zu den Selbstmordanschlägen bekannte sich zunächst niemand. In jüngerer Vergangenheit kam es in Saudi-Arabien indes zu Anschlägen mit Dutzenden Toten, die der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zugeschrieben wurden. Die Extremistengruppe sieht das saudi-arabische Königreich und die Regierung als Abtrünnige an. Riad ist Teil der US-geführten Militärkoalition, die im Irak und in Syrien gegen den IS kämpft.

Mehrere Staaten in der arabischen Welt verurteilten die jüngsten Gewaltakte im Königreich. Die Bluttat vor der Moschee mit dem Grab des Propheten Mohammed im Fastenmonat Ramadan bestätige, dass Terrorismus „weder Religion noch Glauben oder irgendeine Bedeutung von Humanität kennt“, erklärte das ägyptische Außenministerium. Der Generalsekretär der in Saudi-Arabien ansässigen Organisation für Islamische Zusammenarbeit, Ijad Madani, werteten die Anschläge als Versuch, das Königreich zu destabilisieren.

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