Die Bremser der Klimapolitik: Das dreckige Dutzend

Welche Argumente nutzen GegnerInnen von klimaschützenden Maßnahmen? Das hat nun eine Studie untersucht.

Grosser Aletsch Gletscher in der Schweiz.

Gletscherschmelze? Auch das wird bestimmt eine Technologie lösen – eines der typischen Argumente Foto: Christian Sommer/dpa

BERLIN taz | Die Argumente klingen seltsam vertraut: „Ehe wir mehr Klimaschutz machen, sollen erst mal die anderen ran“, heißt es gern, etwa aktuell zur EU-Debatte aus der Unionsfraktion. Oder „die Kohle wird immer sauberer“. Bis klar scheint: „Wir können sowieso nichts mehr machen.“

So argumentieren Politiker, Lobbyisten und Medien, wenn sie Ansätze zum Klimaschutz bremsen wollen. Jetzt hat eine sozialwissenschaftliche Studie die Begründungen der Bremser untersucht und zusammengefasst. Dadurch wird klar, dass sich hinter vielem der Wille verbirgt, alles solle so fossil bleiben wie gewohnt. Das Forscherteam um William F.Lamb vom Thinktank Mercator Institut MCC teilt diese Ideen in vier Kategorien mit insgesamt zwölf Unterpunkten: Verantwortung umlenken; Lösungen bevorzugen, die nichts Grundlegendes ändern; die Nachteile betonen und schlicht und einfach: Aufgeben.

Der Klassiker beim Ablehnen von Verantwortung: Andere (China, die USA, Brasilien) sind noch viel schlimmer. Unser kleiner Beitrag (für Deutschland 2 Prozent der weltweiten Emissionen) fällt kaum ins Gewicht. Und: schließlich lasse sich das Thema nur individuell lösen – einfach nicht mehr fliegen.

In der Kategorie „Angst vor transformativer Veränderung“ reihen sie die Argumente ein: „Wir haben ja schon tolle Ziele“, „da findet sich doch sicher eine technische Lösung“ oder „Verbote bringen nichts“. Bei der Betonung der Nachteile zeigen sich drei Muster: „Arme Länder brauchen Fossile für ihre Entwicklung“, „Klimaschutz trifft bei uns die Ärmsten hart“ oder „wir sollten auf die perfekte, weil weltweite Lösung warten.“

Ignorieren der Wissenschaft

Wer das sagt? Die Liste ist lang und prominent: Die Forschergruppe listet Zitate auf, von der OPEC, US-Präsident Donald Trump aber auch von Wirtschaftsminister Peter Altmaier und der FDP. Ein Problem: Oft haben die Argumente einen wahren Kern und klingen plausibel. Außerdem kombinieren die Bremser sie gern miteinander oder ignorieren wissenschaftliche Erkenntnisse.

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Mit Interesse könnten sich aber auch Verfechter eines radikalen Klimaschutzes die Untersuchung ansehen: Denn die Studie führt zwei Argumente an, die auch hier manchmal bemüht werden: „Echter Wandel in diesem System ist unmöglich“. Und schließlich: „Der Klimawandel geht zu schnell, alles ist zu spät.“ Die Autoren nennen diese Muster: „Klimaschutz ist unmöglich – Kapitulation.“

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Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

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