Arbeitsvisa für Menschen aus Afrika: Immerhin ein Vorschlag

Europa hat AfrikanerInnen oft legale Wege zur Migration in Aussicht gestellt, aber nie gehandelt. Jetzt bewegt sich was.

Flüchtende in einer langen eilenden Reihe

Gefährlicher Weg: Schmuggler geleiten Flüchtende in Äthiopien Foto: Nariman El-Mofty/ap

Wir Deutschen dürfen praktisch unbeschränkt reisen, wohin immer es uns passt. AfrikanerInnen nicht: Der Weg nach Europa ist den allermeisten versperrt. Ein Teil von ihnen soll nun künftig kommen dürfen, wenn sie vorab eine Kaution hinterlegen, um zu garantieren, dass sie auch wieder gehen. Das hat ein Expertengremium vorgeschlagen, das die Bundesregierung berät.

Der Vorstoß reproduziert den staatlichen Generalverdacht gegen afrikanische MigrantInnen – und stellt sie weiterhin schlechter als solche aus Ländern mit geringerem Wohlstandsgefälle zu Europa. Und er ignoriert den Umstand, dass Europa Afrika nicht nur wegen der kolonialen Vergangenheit, sondern auch wegen der wirtschaftlichen Gegenwart viel schuldig ist.

Dem gegenüber aber steht die Realität der irregulären Migration. Und die bedeutet heute für sehr viele afrikanische MigrantInnen, ihre Freunde und Angehörigen enormes Leid und oft auch Tod. Afrikanischen Migrationswilligen könnte dies erspart werden, würde man sie einfach genauso behandeln wie etwa kanadische. Doch dafür gibt es politisch in der EU derzeit schlicht keinen Konsens – zu sehr wurde Migration in den vergangenen Jahren auch in der politischen Mitte dämonisiert, zu infam haben Populisten mit dem Thema Politik gemacht.

Für viele afrikanische Staaten sind Zugänge zum europäischen Arbeitsmarkt für ihre BürgerInnen ein wichtiges Anliegen. Man muss sich keine Illusionen machen: Die enorme Nachfrage wird ein solches Programm nicht decken. Aber es ist immerhin ein Impuls, die völlig festgefahrene Debatte wieder in Bewegung zu bringen. Denn die Europäer haben den AfrikanerInnen seit 2015 mehrfach legale Wege in Aussicht gestellt, diese Ankündigungen aber nie erfüllt.

In Kombination mit dem andauernden Sterben auf dem Mittelmeer hat dies das Verhältnis der beiden Kontinente schwer belastet. Eine Öffnung, gerade in der Zeit, in der auch die Afrikaner durch Corona in wachsende Nöte geraten, würde südlich des Mittelmeers zweifellos willkommen geheißen.

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Seit 2006 bei der taz, zuerst bei der taz Nord in Bremen, seit 2014 im Ressort Reportage und Recherche. Im Ch. Links Verlag erschien von ihm im September 2023 "Endzeit. Die neue Angst vor dem Untergang und der Kampf um unsere Zukunft". 2022 und 2019 gab er den Atlas der Migration der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit heraus. Zuvor schrieb er "Die Bleibenden", eine Geschichte der Flüchtlingsbewegung, "Diktatoren als Türsteher" (mit Simone Schlindwein) und "Angriff auf Europa" (mit M. Gürgen, P. Hecht. S. am Orde und N. Horaczek); alle erschienen im Ch. Links Verlag. Seit 2018 ist er Autor des Atlas der Zivilgesellschaft von Brot für die Welt. 2020/'21 war er als Stipendiat am Max Planck Institut für Völkerrecht in Heidelberg. Auf Bluesky: chrjkb.bsky.social

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