Archäologischer Werkzeugfund : Der Urheimwerker kommt aus Afrika

Forscher haben in Südafrika winzige, extrem alte Steinklingen entdeckt. Dies zeigt, dass Menschen bereits viel früher als gedacht komplexe Werkzeuge bauten.

Analysen ergaben, dass die sogenannten Mikrolithe rund 71 000 Jahre alt sind. Bild: Simen Oestmo/dapd

LONDON dpa | Komplexe Steinwerkzeuge gibt es in Afrika schon viel länger als bisher gedacht. Das berichten internationale Forscher im Fachjournal Nature. Curtis Marean von der Arizona State University und Kollegen untersuchten kleine Klingen, die sie in den Pinnacle Point Höhlen an der südafrikanischen Küste entdeckt hatten.

Analysen ergaben, dass die sogenannten Mikrolithe rund 71 000 Jahre alt sind. Vorherige Funde solcher Werkzeuge seien deutlich jünger gewesen, schreiben die Forscher. Die steinzeitlichen Kleinstgeräte aus hitzebehandeltem Stein wurden wahrscheinlich zur Herstellung von fortschrittlichen Werkzeugen und Waffen, wie Speeren, verwendet.

Der spektakuläre Fund deute darauf hin, dass die Technologie über einen langen Zeitraum genutzt wurde, statt immer wieder zu verschwinden und neu aufzutauchen, wie bisher angenommen. Moderne Menschen haben sich nach Auffassung der Wissenschaft bereits vor 100 000 Jahren in Afrika entwickelt, aber die Entstehung komplexer Technologien war bislang nicht eindeutig.

Beispielsweise wiesen frühere Studien nach, dass Methoden zur Herstellung von komplexen Werkzeug vor rund 65 000 Jahren entwickelt wurden und 5000 Jahre später wieder verschwanden. Die neue Entdeckung des Teams um Marean widerlegt dieses sogenannte flackernde Muster.

Hitzebehandelter Stein

Denn die deutlich älteren Mikrolithe beweisen nach Auskunft der Forscher, dass die Technologie sich über einen längeren Zeitraum von 11 000 Jahren konstant gehalten hat. Die Verwendung von hitzebehandeltem Stein zur Herstellung von einfachen Werkzeugen haben Wissenschaftler sogar über einen Zeitraum von 100 000 Jahren nachgewiesen.

Die Funde sprechen dafür, dass frühe moderne Menschen in Südafrika die kognitiven Fähigkeiten besaßen, komplexe Technologien zu entwickeln und diese von Generation zu Generation überlieferten. Diese These bestätigt auch Paläoanthropologin Sally McBrearty von der University of Connecticut in einem Nature-Kommentar.

Sie vermutet, ebenso wie die Autoren der Studie, dass Pfeile und Speere, die aus den Klingen hergestellt wurden ausschlaggebend für das erfolgreiche Überleben der modernen Menschen waren, als sie Afrika verließen und mit den Neandertalern zusammentrafen.

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