Weltmeister der Fünftonner

Drei Hamburger Brüder mussten erst von Pferden auf Elefanten umsatteln, um in Thailand Poloweltmeister zu werden. Als Debütanten überraschten sie die lokalen Stars des Elefanten-Polo

von OKE GÖTTLICH

Wie in einem luxuriösen Kühlhaus müssen sich Oliver, Thomas und Christopher zum Ende ihrer glorreichen Poloexpedition nach Thailand gefühlt haben. Es war aber nicht ihr Nachname Winter, der den König von Thailand dazu veranlasste, die Klimaanlage besonders kühl temperieren zu lassen. In dem feuchtwarmen Land besitzt eine kalte Empfangshalle eben etwas Königliches. Ähnlich wie die gesamte Siegerehrung des zweiten Kings Cup in Hua Hin, der inoffiziellen Weltmeisterschaft im Elefanten-Polo. „Das Ganze war schon eine sehr offizielle Zeremonie“, betont Thomas Winter, dem offizielle Empfänge vom Pferde-Polo sonst durchaus bekannt sind. Aber in Thailand gibt es Regeln, wenn man von einem Königsvertreter geehrt wird. „Wir durften ihm in keinem Fall die Hand geben oder den Rücken zudrehen. Außerdem musste uns die Verbeugung eindringlich erklärt werden“, beschreibt Oliver Winter das zu erlernende Ritual für fremdländische Weltmeister.

Keiner der drei hatte sich zuvor ausgemalt, dass es so weit kommen könnte. Auf ein Treffen mit einem Königsverteter hatten sie sich nun wirklich nicht vorbereitet. Obwohl Oliver nach neunjährigem Aufenthalt in Thailand bereits Erfahrungen im Polospiel mit Elefanten vorweisen konnte und bereits beim ersten Kings Cup im vergangenen Jahr startete – als Käpitän des thailändischen Nationalteams. Somit ahnte er, dass es „keine Hoffnungen“ geben konnte, weil andere Länder wie Nepal, Thailand und Sri Lanka „sich richtig darauf vorbereitet haben“. Die Vorbereitung seiner beiden Brüder hatte demnach etwas Bizarres.

Zur Gewöhnung an die ausladenden Proportionen der Steppenriesen setzten sich die beiden Pferde-Polospieler als ersten und einzigen vorbereitenden Versuch auf den Rücken eines Elefanten in Hagenbecks Tierpark. „Im Nachhinein haben wir uns überlegt, dass Hagenbeck oder der Circus Krone unser Trainingslager wird“, scherzt Christopher.

Sorgen über Unfälle, Karambolagen oder Stürze machte sich das neu formierte Nationalteam Deutschlands aber trotz der nur lax gehandhabten Trainingsvorbereitung nicht. Zusätzlich zum Spieler sitzt ein erfahrener Elefantenführer (Mahout) auf den Dickhäutern, um das Schlimmste zu verhindern und die Tiere in die richtige Richtung zu lenken. Insgesamt wollten so viele Elefantenführer an dem Turnier teilnehmen, dass nicht alle berücksichtigt werden konnten. Denn der Kings Cup ist ein Wettbewerb, um das Überleben der letzten domestizierten thailändischen Elefanten zu sichern. „Die Zahl der Elefanten ist im letzten Jahrhundert von 100.000 mittlerweile auf bedenkliche 2500 Tiere geschrumpft“, weiß Oliver Winter. Früher gab es für die intelligenten Tiere eine Menge Arbeit in den Wäldern zu verrichten. Heutzutage erledigen billigere Maschinen diese. „Man muss wissen, dass die Tiere 200-300 Kilo Futter am Tag benötigen, was sehr teuer ist“, erklärt er weiter. Die Mahouts teilen häufig 60-70 Jahre ihres Lebens mit den Elefanten. Häufig reiten viele mit ihren Vier- bis Fünftonnern in die großen Städte, um den gemeinsamen Lebensunterhalt zu erbetteln. Aus diesem Grund geht das Startgeld (5000 Euro) wie die Sponsoreneinnahmen von ungefähr 30.000 Euro an das „Elephant Conservation Centre of Thailand“.

Dort wird um das Überleben der Elefanten mit ungewöhnlichen Methoden gekämpft. Neben herkömmlichen Projekten wie die „Mahout Training School“ und einer mobilen Veterinär-Klinik, sind es besonders Kunstprojekte, die den Tieren intelligente Aufgaben ermöglichen. Dort malen und musizieren die Elefanten, um sich zu beschäftigen. Die Idee, Elefanten-Polo für Reiche zu veranstalten, lag daher nahe. Selbst wenn die Mahouts auf ihren eigenen Tieren jeden Weltmeister mit Leichtigkeit besiegen würden.