z. b. maghreb
: Folter ist Realität

Weltweit

Nach Angaben von amnesty International wird Folter in 111 Ländern dieser Erde angewandt. Sie wird benutzt um Geständnisse und die Herausgabe von Informationen zu erpressen, Menschen zu bestrafen, zu erniedrigen und einzuschüchtern. Die Zahl der Berichte über Folter in Marokko sind in den letzten Jahren zwar deutlich zurückgegangen, Folter als Verhörmethode wird jedoch nach wie vor praktiziert. Dies berichtete vor einigen Tagen auch ABC unter Berufung auf US-Beamte im Zusammenhang mit der Festnahme von Abu Sabair al-Haili. (taz vom 22. 6.)

Eine Delegation von amnesty international ist derzeit in Marokko, um den jüngsten Berichten über Folter nachzugehen und sich über das Schicksal der immer noch mehreren Hundert Verschwundenen, die meisten von ihnen Sahrauis, zu informieren.

Auch in den beiden maghrebinischen Nachbarländern Algerien und Tunesien werden Menschen gefoltert: Amnesty international berichtet in dem aktuellen Jahresbericht der Organisation von Folterungen durch Angehörige der algerischen Sicherheitskräfte, aber auch durch bewaffnete Gruppierungen, die sich als „Islamische Gruppen“ bezeichnen. In Tunesien wurde 1999 zwar ein Gesetz verabschiedet, wonach Folter ein Straftatbestand ist, der mit acht Jahren Gefängnis geahndet werden kann, dieses fand jedoch bislang keine Anwendung. Folterungen und Misshandlungen werden nach wie vor regelmäßig vom Gefängnispersonal als Strafmaßnahme und von der Polizei als Mittel eingesetzt, um Geständnisse zu erpressen.

Folter hinterlässt Narben an Körper und Seele, sie zeichnet die Opfer ein Leben lang. Nicht alle Folteropfer sind in der Lage, sich nach der Entlassung aus der Haft wieder in der Welt zurechtzufinden, einer geregelten Arbeit nachzugehen und ein Familienleben zu führen. Viele leiden ihr Leben lang unter physischen und psychischen Erkrankungen und benötigen Hilfe und Solidarität auch nach dem Ende der unmittelbaren Bedrohung durch die Folter.

Zurzeit gibt es in 71 Ländern 155 Rehabilitationszentren, die medizinische und psychologische Behandlung von Folteropfern anbieten. Sie werden in ihrer Arbeit unterstützt von der unabhängigen internationalen Organisation International Rehabilitation Council for Torture Vicitims (IRCT) mit Sitz in Kopenhagen. Seit 1999 unterstützt das IRCT auch in Marokko ein Rehabilitationszentrum, das eng mit dem Forum für Wahrheit und Gerechtigkeit zusammenarbeitet.

Die Vereinten Nationen haben 1998 den 26. Juni zum internationalen Gedenktag für Folteropfer erklärt, in Erinnerung an die am 26. Juni 1987 in Kraft getretene UN Konvention gegen Folter, die auch von Marokko ratifiziert wurde. Anlässlich des diesjährigen Gedenktages wurde von Mitarbeitern des IRCT aus Kopenhagen in Casablanca eine Solidaritätsveranstaltung mit den ehemaligen politischen Gefangenen Marokkos organisiert. KATRIN SCHNEIDER

Zahlen, Analysen und ausführliche Berichte über die Menschenrechtssituation weltweit liefern die Internetseiten von amnesty international: www.amnesty.de