Protest mit Transparent und Telefon

■ Menschenrechtsverein: „Wir brauchen auch die kleinen Siege“

„Wir sind gegen Deportationen.“ Schon deshalb stehen die rund 40 aktiven Mitglieder des Internationalen Menschenrechtsvereins (IMRV) auf Seiten der libanesischen Familie El-Zein, der die Abschiebung droht. Der Menschenrechtsverein gehört zu dem Kreis von Bremer Organisationen, die im Zweifel zum Protest mobilisieren. Zugleich sind sie etwas Besonderes: Der Verein ist international, wie wenige andere Gruppen in Deutschland.

Iraner, Sri Lankaner und Kurden haben den Verein vor sechs Jahren in Bremen gegründet. Zwei Hungerstreiks haben sie damals zusammengebracht. Der eine richtete sich gegen drohende Abschiebungen von Tamilen nach Sri Lanka. Der andere gegen die Massenunterkunft auf dem mittlerweile abgeschafften Asylschiff Embrica Marcel. „Aktionen gegen Deportation einerseits und andererseits gegen den Rassismus, mit dem wir alle zu tun haben, sind heute noch unsere Hauptziele“, sagt Mitbegründer Viraj Mendis. Dahinter stünden die kulturellen Unterschiede der Mitglieder zurück – die mit jungen deutschen Linken so ihre Probleme haben. „Die stellen sich freiwillig an den Rand dieser Gesellschaft. Wir kämpfen darum, dazuzugehören“, sagt Mendis.

In den neuen Findorffer Räumen unterhält der Verein einen Treffpunkt – mit Internetzugang. Gleichgesinnte debattieren hier und koordinieren politische Aktionen. Tagungen über die politische Lage in Nigeria beispielsweise. Oder über die Diktatur Eydemas in Togo. Andere machen Öffentlichkeitsarbeit über die Entwicklung in Sri Lanka. Alles Dinge, die Geld kosten. „Vor allem Telefon – die ganzen Auslandsgespräche.“

Aber auch Deutschland ist ständiges Thema. Wenn die Ausländerbehörde beispielsweise einer Iranerin per Fotomontage das Passbild „verschleiert“, mit dem Ziel, die Frau abzuschieben. Dann wird mobilisiert – oft mit Erfolg. „Wir erwarten, dass sie Asyl bekommt“, lachen die Vereinsaktiven neuerdings. Solche Siege brauchen sie. „Das gibt Kraft.“ Sie nennen sie „kleine Siege“ – weil sie Einzelne betreffen.

Ihre Energie schöpfen die Vereinsmitglieder offenbar aus der Missachtung, die sie hier erfahren. „Keiner von uns ist auf Anhieb als politischer Flüchtling anerkannt worden“, sagen sie. „Aber wir haben gekämpft und gewonnen.“ Djarmilla, Nassr, Anthony, Viraj heißen die Sieger. Said, Sunny, Jean, Claude und Samson steht das noch bevor. „Wir sind hier, weil die reichen Länder mit den Diktaturen in unserer Heimat zusammenarbeiten“, sagen sie. Auch deshalb sei ihnen egal, wie politisch aktiv die kurdischen Familien im Detail waren, bevor sie aus dem Libanon nach Deutschland flohen, von wo aus sie jetzt in die Türkei abgeschoben werden sollen. „Wir lassen uns nicht in die Guten und die Bösen spalten“, heißt es – fast schon ein wenig mantramäßig. „Wer sagt überhaupt, dass diese libanesischen Kurden keine politischen Flüchtlinge sind?“, fragt Nassr. „Die deutschen Behörden etwa? Wenn es nach denen ginge, wäre doch keiner von uns mehr hier.“ ede

Der gemeinnützige Verein hat seine Räume in der Münchener Str. 17. Informationen unter www.humanrights.de . Kontakt über Telefon Tel.: 55 77 093 oder mail§humanrights.de. Konto: IMRV Bremen e.V., Postbank Hamburg, Konto 99 29 207. BLZ: 200 100 20.