Der Clan des Don Kaufhof

Ein Kaufhauskonzern wird zum Paten und gibt zwei Mädchen seinen Namen

„Happy Birthday, Galeria“, singen die Geburtstagsgäste des kleinen Mädchens, und auch ein Herr im grauen Anzug mit Visitenkarte am Revers schüttelt der Kleinen brav die Hand. Ob sie denn auch schon wisse, was sie später einmal werden wolle, fragt er, während sie die vielen großen Pakete mit dem grünen Kaufhof-Logo auspackt.

So oder ähnlich könnten die Geburtstagsfeiern von Frauke Kühn und Vivian Nowacki aussehen. Beide Mädchen sind am 20. September 2001 in Leipzig geboren. Beide tragen den Zwischennamen „Galeria“. Und beide werden von der Firma Kaufhof dafür bezahlt. Die heißt nämlich mit Zwischennamen auch „Galeria“.

Als die Leipziger Filiale des Kaufhauskonzerns im September die neuen Räume am Neumarkt bezog, sollte jedes Kind, das an jenem Tag geboren wurde, 1.000 Mark erhalten. 5.000 Mark aufs Sparbuch gebe es für die Töchter, die nun „Galeria“ im Namen tragen. Der Kaufhof übernehme eine gesetzliche Patenschaft. Zwei Elternpaare erklärten sich dazu bereit. „Wir haben die Anzeigen in der Zeitung gelesen, im Krankenhaus wurden wir dann angesprochen, ob uns das nicht interessieren würde“, sagt Veronika Kühn, Frauke Galerias Mutter. Die Prämie allein aber war noch nicht ausschlaggebend. Kaufhof richtet künftig die Geburtstagsfeiern aus und beschenkt die Kinder. Womit, ist noch nicht klar, „auf jeden Fall etwas Größeres“, sagt Claudia Reusz, die Sekretärin des Geschäftsführers der Filiale. Sollten die Kinder später den Namensgeber auch zum Arbeitgeber machen wollen, ist ihnen der Ausbildungsplatz schon jetzt garantiert. Kaufhof erhofft sich von dieser Aktion einen positiven Werbeeffekt.

Von amtlicher Seite gibt es keine Einwände gegen diese neue Praxis, solange die Namen ihrem Wesen nach Vornamen sind. Da hat Volkmar Kunte, Vivian Galerias Vater, keine Bedenken. „Den Namen gibt es wirklich, das war früher mal ein Gott“, weiß er. Kirsten Röder vom Bremer Standesamt kann das bestätigen: In Italien ist Galeria ein geläufiger Mädchenname.

Dass Frauke selbst mit ihrem Zweitnamen unzufrieden sein könnte, kann sich Veronika Kühn nicht vorstellen. Zwar müssen die Eltern das Wohl des Kindes bei der Namensgebung berücksichtigen. „Sie hätte sich aber sicher auch selbst so entschieden“, meint sie. Im Bekanntenkreis sei die außergewöhnliche Aktion auf Wohlwollen gestoßen. Da scheint es nicht zu stören, dass die Firma auch gleich eine gesetzliche Patenschaft für das Kind übernommen hat. Außerdem sei es ja nur der Zweitname, „mit dem wird sie ja nicht gerufen“, so Kühn.

Andere bekannte Firmen mit passendem Namen schließen eine solche Aktion aus. Jutta Vaske vom Würstchenhersteller Meica findet die Idee zwar beispielhaft: „Es ist bestimmt ein gutes Beispiel, um sich sozial zu engagieren.“ Außerdem sichere es öffentliches Interesse. Ähnliche Aktionen seien aber trotzdem nicht geplant, so Vaske. „Höchst zweifelhaft“ findet dagegen Michael Rotermund von der Parfümerie Douglas diese neue Form der Werbung. Für die Duftverkäufer käme diese Praxis nicht in Frage. Wenn die Mädchen dann doch keine Lust verspüren sollten, später bei Kaufhof zu arbeiten, schlägt Rotermund vor, könnten sie ihren Namen ja immer noch in „Kfz-Reparaturen Kokoczynski“ ändern lassen.

SEBASTIAN KRETZ