Highnoon in Baden-Baden

Wie der Südwestrundfunk einen möglichen Geschäftsführer für seine wichtigste Produktionsfirma abserviert

BADEN-BADEN taz ■ „Radio für den wilden Süden“, das war einmal der Werbespruch für SWR 3, die Popwelle des Südwestrundfunks (SWR). Diesem Motto macht die eher beschauliche Zwei-Länder-Anstalt jedoch zurzeit in einem anderen Bereich alle Ehre.

Grund für die Aufregung ist die geplante Auslagerung eines Großteils der Fernsehfilmproduktionen des Senders — darunter Spielfilme und „Tatort“-Produktionen — an die Firma Maran Film. Gesellschafter der Firma sind der SWR (mit 51 Prozent Beteiligung) und die Müchner Bavaria Film (mit 49 Prozent). Gegen diese Idee der SWR-Geschäftsleitung hatte es vor allem von freien Filmproduzenten, aber auch aus Kreisen des SWR und der ARD Proteste gegeben. Die Produzenten fürchteten, die Bavaria werde bei der Vergabe von Produktionen bevorzugt, die ARD-Redakteure dagegen prophezeiten den Verlust der redaktionellen Autonomie und die Dominanz von wirtschaftlichen Überlegungen.

Wohl um die Bedenken zu zerstreuen, hatte sich der Leiter der SWR-Abteilung „Fernsehfilm/Serie und Musik“, Dietrich Mack, um den Posten als Geschäftsführer bei der Maran Film beworben. Eigentlich eine elegante Lösung, bringt der 61-Jährige doch langjährige Erfahrung bei der Fernsehfilmproduktion mit und könnte als Bindeglied zur öffentlich-rechtlichen Anstalt für Qualität und Unabhängigkeit der Firma sorgen. Auch der SWR-Verwaltungsrat befürwortete die Bewerbung und kündigte an, Verhandlungen aufzunehmen. „Für Mack“, erinnert sich ein Mitglied, „gab es überall Zustimmung.“

Dennoch wurde er von SWR-Intendant Peter Voß und dem Bavaria-Geschäftsführer Thilo Kleine Anfang Oktober kühl abserviert, während Mack gerade in Urlaub weilt. In einem Brief vom 10. Oktober teilte Voß dem 15-köpfigen Verwaltungsrat des Senders mit, die beiden Gesellschafter der Maran hätten „die Bemühungen beendet, Herrn Dr. Mack als Programmgeschäftsführer für die Maran zu gewinnen“.

Mack habe „Bedenken und Bedingungen“ geäußert, die „nicht annehmbar“ gewesen seien, „weil sie gerade dem Denken verhaftet bleiben, das wir mit der Maran überwinden wollten“. Nun soll Mack „bei allen unbestrittenen Qualitäten und Verdiensten“ auch als Hauptabteilungsleiter gehen. Ein doppelter Neuanfang, so Voß , sei geboten. Auch Bavaria-Geschäftsführer Kleine findet das Vorgehen „angemessen“.

Als Folge steht die angedachte Programmschmiede des Senders somit weiter ohne Geschäftsführer da, wofür im SWR-Verwaltungsrat nur begrenzt Verständnis aufgebracht wird. „Das ist eine schlechte Situation für Voß“, sagt ein Gremiumsmitglied. Der Intendant versucht mit dem Hinweis, die Bemühungen um einen kaufmännischen Geschäftsführer seien „weit gediehen“, die Wogen zu glätten. Für den Posten des Programmchefs gab es in den letzten Tagen neue Gespräche. Eine Entscheidung werde, so Kleine, „in Kürze fallen“. WOLFGANG MESSNER