Augenzeuge berichtet vom Massud-Mord

Massud Khalili hat den Anschlag auf den Führer der Nordallianz überlebt: Für ihn steckt das Bin-Laden-Netz dahinter

DELHI taz ■ Sechs Wochen nach dem tödlichen Anschlag auf den Führer der afghanischen Nordallianz hat gestern erstmals ein Augenzeuge darüber berichtet. Als Ahmed Schah Massud am 9. September mit seinen Mördern zusammentraf, saß Massud Khalili dabei. Ihm zufolge hatten sich die Attentäter als marokkanische Journalisten ausgegeben. Ein Sprengsatz sei in der TV-Kamera verborgen gewesen, drei Sprengsätze am Körper des einen „Journalisten“. Die Explosion hätte ihn getötet und Massud so schwer verletzt, dass er kurz darauf starb, so Khalili. Er war vor einer Woche aus dem deutschen Krankenhaus entlassen worden. Nun sitzt er im Rollstuhl, sein rechtes Auge und Ohr hat er verloren.

Für Khalili ist klar, dass das Netzwerk Ussama Bin Ladens hinter dem Anschlag auf Massud steckt. Als Khalili die angeblichen Journalisten fragte, für welche Medien sie arbeiteten, hätten sie geantwortet, sie gehörten islamischen Zentren in Europa an. Und die Fragen an Massud lauteten: „Warum sind sie gegen Ussama Bin Laden? Warum nennen Sie ihn einen Terroristen? Was werden Sie tun, wenn Sie ihn erwischen? Warum sagten Sie in Europa, Sie seien gegen Extremisten?“ Khalili ist überzeugt, dass die Europareise Massuds im letzten Mai der Auslöser für seine Ermordung war. Erstmals hatte Massud von seinen Gegnern als Terroristen gesprochen – von den Taliban, den Landherren, von Bin Laden und vom pakistanischen Geheimdienst ISI, der die Logistik bereitstellte.

BERNARD IMHASLY