Haftstrafen für rechte Schläger

Brutaler Überfall auf einen Griechen in München: Gericht verurteilt zwei Skinheads wegen gefährlicher Körperverletzung. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter warten noch auf ihren Prozess im September. Ihnen wird versuchter Mord vorgeworfen

von BERND SIEGLER

Sieben Monate nachdem eine Gruppe von Skinheads in der Münchner Innenstadt einen 31-jährigen Griechen halb totgeprügelt hatte, verurteilte das Landgericht München I gestern zwei Täter wegen gefährlicher Körperverletzung. Ein 29-Jähriger muss für zwei Jahre und vier Monate ins Gefängnis und danach wegen einer durch Alkoholmissbrauch verursachten Psychose in eine psychiatrische Anstalt. Ein 22-Jähriger erhielt zwei Jahre Haft auf Bewährung. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter müssen sich erst Ende September wegen versuchten Mordes verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, „aus ausländerfeindlichen Motiven in Tötungsabsicht“ auf ihr Opfer eingetreten zu haben.

Der Überfall auf den Griechen geschah am 13. Januar im Münchner Schlachthofviertel. Seit geraumer Zeit schon nutzte der rechtsextreme “Freizeitverein Isar 96 e. V.“ das Lokal „Burg Trausnitz“ zu Versammlungen und Schulungen. Das Landesamt für Verfassungsschutz wusste über das Treiben der neonazistischen autonomen Kameradschaft Bescheid. Man beobachtete die rechte Stammtischrunde, hielt es aber nicht für nötig, die Polizei zu informieren.

Am Abend des 12. Januar versammelten sich etwa 60 Skinheads in dem Lokal. Lautstark feierten sie den Geburtstag eines Kameraden. Alkohol floss in Strömen, Lieder wie „Sechs Millionen Hühner“ oder „Blut muss fließen“ wurden gegrölt. Draußen auf der Straße stießen zwei Skins, die 17-jährige Maria-Anna von Papen und ihr Freund, der 20-jährige Anführer der „Iserlohner Kameradschaft“, Christoph Schulte, auf einen 31-jährigen Griechen, der auf dem Weg zur U-Bahn war. Sie beschimpften ihn als „Ausländer-Arschloch“ und schlugen ihm ins Gesicht. Zusammen mit anderen herbeigeeilten Skins schlugen ihn zu Boden und traten mit Springerstiefeln auf ihn ein.

Als zwei zufällig vorbeigekommenen Türken dem Griechen zu Hilfe eilten, entwickelte sich eine Massenschlägerei. Die inzwischen alarmierte Polizei nahm 18 Neonazis fest. Der Grieche wurde mit schweren Gesichtsverletzungen, Nasenbeinbruch und Prellungen ins Krankenhaus eingeliefert. Gegen zwölf Skins erging Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung, gegen Maria-Anna von Papen und Christoph Schulte wegen versuchten Mordes. Schulte war nach der Schlägerei zunächst von einem Mitglied der rechten Regensburger Burschenschaft Teutonia ins Haus der Münchner Burschenschaft Danubia gebracht worden, bevor er sich nach Holland absetzen konnte. Zwei Wochen später wurde er in Rotterdam gefasst und wartet seitdem auf seinen Prozess.

Mitte Mai verurteilte das Jugendschöffengericht bereits zwei Skinheads zu 18 und 14 Monaten Freiheitsentzug ohne Bewährung. Der Prozess gegen die beiden jetzt verurteilten Männer und ein 25-jähriges Mitglied der Burschenschaft Danubia wurde im Juni eröffnet. Der Verbindungsstudent soll die Geburtstagsfeier organisiert haben, das Verfahren gegen ihn wurde mangels Beweisen eingestellt.